Hamburger ist jetzt König der Schauspieler
Der neue Iffland-Ring-Träger:
Der „Würdigste“unter den Schauspielern soll ihn tragen – nun hat ihn Jens Harzer (47). Der Iffland-Ring, benannt nach dem berühmten Schauspieler und Dramatiker August Wilhelm Iffland, wurde dem Hamburger Schauspieler gestern im Wiener Burgtheater überreicht.
Der Ring gilt in Fachkreisen als die wohl größte Auszeichnung im deutschsprachigen Theater. Die richtigen Worte in so einem Moment zu finden, gehört sicher nicht zu den leichtesten Aufgaben – selbst für einen Schauspieler.
Doch der neue Träger des 200 Jahre alten Rings hat sich im Vorfeld etwas überlegt und kommt dabei ganz ohne eigene Worte aus. Er liest lieber die Erzählung „Unverhofftes Wiedersehen“von Johann Peter Hebel vor. Darin stirbt ein Bergmann kurz vor seiner Hochzeit unter Tage. Seine dadurch konservierte Leiche wird Jahrzehnte später geborgen und die Beerdigung von der noch trauernden Verlobten als Hochzeit inszeniert.
Im Anschluss umarmte Harzer noch schnell die Festredner Peter Handke und Johan Simons und verließ die Bühne. Die Bedeutung dieses Moments wird auch ohne eine standardmäßige Dankesrede deutlich – so oder so ähnlich war vielleicht der Gedanke des Schauspielers.
Er ist jetzt „würdigster
Schauspieler“im deutschen Sprachraum – auf Lebenszeit.
Pflichtgemäß muss Harzer jetzt ein Testament anfertigen und den nächsten Träger benennen. Wer das ist? Das werden wir wohl erst nach seinem Tod erfahren. Bisher war der Ring stets in Männer-Besitz. „Natürlich soll eine Frau ihn bekommen können“, sagte der Schauspieler aber kürzlich der „New York Times“.
Der in Wiesbaden geborene Harzer ist seit vielen Jahren Ensemble-Mitglied am Hamburger Thalia Theater. Er hatte auch Engagements bei den Münchener Kammerspielen. Zwischen 2001 und 2004 übernahm er bei den Salzburger Festspielen im Stück „Jedermann“die Rolle vom Tod. Am Burgtheater war er in Peter Handkes Gastspiel „Immer noch Sturm“zu sehen.
Im TV ist er durch Rollen im „Tatort“sowie in der Serie „Babylon Berlin“bekannt geworden.