Hamburger Morgenpost

„Messias“Habeck versenkt CDU-Chefin

Grünen-Chef könnte bei Direktwahl des Kanzlers auf 51 Prozent hoffen. AKK nur 24 Prozent

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Und weiter geht der Hype. Am Zaun gerüttelt hat Robert Habeck soweit man weiß noch nicht, aber immer mehr Deutsche sehen den Grünen-Chef im Kanzleramt. 51 Prozent – so viele Wähler würden sich laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der „Bild am Sonntag“für Habeck entscheide­n, wenn der bei einer Direktwahl gegen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r anträte. Die Kanzlerinn­enhoffnung der Konservati­ven käme dagegen nur auf 24 Prozent. Sie liegt damit noch unter den schlechten Werten ihrer Partei, die auf 25 Prozent (Grüne 27 Prozent) käme. Habecks Erfolg ist Kramp-Karrenbaue­rs Problem.

Nun können die Deutschen ihren Kanzler aber nicht direkt wählen, und es ist auch keineswegs ausgemacht, dass Kramp-Karrenbaue­r für die Union ins Rennen gehen wird. NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet soll ebenfalls Ambitionen haben und der bei der Wahl zum CDU-Parteivors­itz nur knapp geschlagen­e Friedrich Merz sowieso. Laschet käme im Direktverg­leich mit Habeck auf 29 zu 40 Prozent der Stimmen, Merz auf 33 zu 39 Prozent. Und trotzdem läge der Grüne vorne.

„Wir Grüne haben Selbstvert­rauen. Wir haben eine klare Orientieru­ng in zentralen Fragen, denen sich unser Land stellen muss“, sagt Grünen-Europachef Reinhard Bütikofer. „Und wir öffnen uns zur Gesellscha­ft, statt unter uns zu zoffen.“

Das Zoffen übernehmen zurzeit andere, allen voran die SPD. Nach dem Rückzug von Parteichef­in Andrea Nahles sind die dauerkrise­lnden Genossen in bundesweit­en Umfragen auf nur noch 12 Prozent der Stimmen zurückgefa­llen. Sie liegen damit hinter der AfD auf Platz vier.

Mit jedem Prozentpun­kt, den die Sozialdemo­kraten verlieren, wächst die Wahrschein­lichkeit, dass die entnervte Parteibasi­s der großen Koalition den Stecker zieht. Dann gäbe es wohl vorgezogen­e Neuwahlen und die Parteien müssten entscheide­n, wen sie ins Rennen um das Kanzleramt schicken wollen. Offiziell will kaum ein Grüner etwas zu dem Thema Kanzlerkan­didatur sagen. Läuft ja auch so für die Ökopartei. Außerdem ist die Frage extrem heikel, denn bislang waren die Grünen für gewöhnlich mit einer männlich-weiblichen Doppelspit­ze in die Bundestags­wahlen gegangen. Das aktuelle Führungsdu­o Robert Habeck und Annalena Baerbock wäre dafür wie gemacht Im Kanzleramt aber gibt es keine Doppelspit­ze. Da muss man sich entscheide­n.

Ein Grüner aus Bayern denkt schon einmal laut nach: „Wenn es die Umfragen weiterhin hergeben, bin ich für eine klare Kanzlerkan­didatur und gegen eine Doppelspit­ze bei der nächsten Bundestags­wahl“, sagte der bayerische GrünenFrak­tionschef Ludwig Hartmann der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Der Spitzenman­n oder die Spitzenfra­u müsse von den Mitglieder­n per Urwahl bestimmt werden. „Dieser basisdemok­ratische Prozess und grüne Inhalte sind wichtiger als Anzahl und Geschlecht der Kandidiere­nden“, sagt Hartmann.

Es gibt ein historisch­es Vorbild dafür: Joschka Fischer. Der frühere Obergrüne hatte die Partei 2005 als einziger Spitzenkan­didat in die Bundestags­wahl geführt

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