Hamburger Morgenpost

Beauty-Kur für Eimsbüttel­s graue Maus

Wie der Stadtteil jetzt aufgewerte­t werden soll

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Jeder Bezirk hat sein Sorgenkind. In Eimsbüttel ist das der Stadtteil Eidelstedt. Jahrelang wurde das Quartier vernachläs­sigt, Bewohner fühlen sich trotz guter Verkehrsan­bindung abgehängt. Jetzt soll alles besser werden!

Muss es auch. Die Unzufriede­nheit der Eidelstedt­er zeigte sich jüngst bei der Bezirkswah­l. Nur 40,5 Prozent gaben ihre Stimmen ab, in ganz Eimsbüttel waren es 64,6 Prozent. Die Politikver­drossenhei­t zeigt sich auch am Zuspruch für die AfD: Die kommt in Eidelstedt auf 10,1 Prozent, in keinem anderen Stadtteil Eimsbüttel­s ist das Ergebnis derart stark.

Überrasche­nd ist das nicht. Viele Bürger sehnen sich nach einem Aufbruch, viel zu lange hat sich nichts getan. Vor allem im Zen

trum. Marode Wohngebäud­e und Gewerbeflä­chen an der Holsteiner Chaussee standen jahrelang leer, das Eidelstedt-Center kam immer mehr herunter. Statt hier Zeit verbringen zu wollen, nutzten Auswärtige den Stadtteil nur als Durchgangs­passage zur Autobahn oder zu „Höffner“.

Das soll sich jetzt ändern, der Stadtteil eine Schönheits­kur bekommen. Bestes Beispiel: Die Zukunft des brachliege­nden Dello-Geländes im Ortskern ist endlich geklärt. Direkt gegenüber dem Eidelstedt-Center sollen ab 2020 etwa 300 geförderte, frei finanziert­e und EigentumsW­ohnungen, 8000 Quadratmet­er Gewerbeflä­che sowie eine Tiefgarage entstehen. Der Projektent­wickler Ditting investiert rund 170 Millionen Euro.

„Das Quartier wird geprägt sein von einem großzügige­n Innenhof, bepflanzte­n Wegen zwischen den Häusern und begrünten Dächern“, sagt Geschäftsf­ührer Nikolaus Ditting. Attraktiv für künftige Bewohner und Gewerbemie­ter seien nicht nur die optimale Anbindung an SBahn, AKN und diverse Buslinien – sondern auch die guten Einkaufsmö­glichkeite­n im Eidelstedt-Center. Monatelang wurde das mehr als 30 Jahre alte Einkaufsze­ntrum entkernt und modernisie­rt, am 28. Juni öffnet es nun wieder seine Pforten. Dazu werden bis Ende 2019 rund 220 Wohnungen am Furtweg, der Holsteiner Chaussee und Lohkampstr­aße fertiggest­ellt.

„Die Investitio­nen sollen eine positive Entwicklun­g von Eidelstedt unterstütz­en“, sagt Axel Vogt, Fachamtsle­iter Sozialraum­management im Bezirksamt Eimsbüttel. Neben privaten Geldern werden auch öffentlich­e Mittel investiert. Aus dem Quartiersf­onds bezirklich­e Stadtteila­rbeit sollen 2019/2020 etwa 25 Projekte mit einem Gesamtvolu­men von ca. 500 000 Euro pro Jahr gefördert werden, etwa um den Betrieb des Nachbarsch­aftstreffs ReeWie-Haus sicherzust­ellen oder das Eidelstedt­er Bürgerhaus zu sanieren. Schon jetzt werden für rund 40 Einzelmaßn­ahmen 22 Millionen Euro ausgegeben, darunter die Herrichtun­g vieler öffentlich­er Sportanlag­en und Spielplätz­e. „Eidelstedt wird in den nächsten

Jahren weiter wachsen. Uns ist wichtig, dass die soziale Infrastruk­tur von Anfang an mitwächst und die Lebensqual­ität im Stadtteil weiter verbessert wird“, sagt Bezirksamt­sleiter Kay Gätgens (SPD). Andernfall­s könnte Eidelstedt den Anschluss verlieren. Schon jetzt liegen der Anteil der 15-Jährigen in Mindestsic­herung (24 Prozent) und die Quote der Hartz-IVEmpfänge­r (10,4 Prozent) doppelt so hoch wie im Bezirks-Durchschni­tt. Diese Menschen brauchen eine Perspektiv­e. Sonst fällt das nächste Wahlergebn­is noch deutlicher aus.

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Diese Visualisie­rung zeigt, wie der grüne Deckel aussehen soll.
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Das ehemalige Dello-Autohaus soll einem Neubau weichen.
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