Hamburger Morgenpost

Ein Rentner-Kaff!

- RIKE SCHULZ

Ihre Kinder sind 18 und 21 Jahre alt. Gibt es etwas, worum Sie Jugendlich­e heute beneiden?

Nein, ich hatte eine so grandiose Zeit damals in dem Alter meiner Kinder, habe in New York gelebt und war weg aus dem Kaff Hamburg. Bei allem Respekt für diese wunderschö­ne Stadt...

Wieso denn Kaff?

Na ja, es ist eine wirklich schöne Stadt, ich liebe sie. Aber immer dieser Superlativ! Mal ehrlich, man geht hier abends spazieren und es ist tote Hose. Das ist schlimmer als in Lüneburg! Ich will niemandem auf die Füße treten, aber wo will man hier abends was erleben? Da kann man froh sein, wenn auf dem Kiez ein paar Touristen rumlaufen. Ist doch alles abgewander­t: kaum noch Medien, keine Werbeagent­uren mehr. Als Rentneralt­ernative mit Bootfahren ist es natürlich super. Hier müsste mehr Leben rein!

Apropos Rentner – in ihrer aktuellen Filmrolle ist Schlagermu­sik Ihr 2etier. Wo sind Sie persönlich musikalisc­h einzuordne­n?

Wenn ich singe, laufe selbst schreiend weg. ich Ich vermeide es. Meine Freundin ist eine begnadete Sängerin und kann sich damit toll ausdrücken. Ich hatte ja in Hamburg eine Musical-Ausbildung. Jazz, Gesang, Ballett. Das war für niemanden lustig, auch für mich nicht. Dem Ballett haben Sie demnach auch abgeschwor­en?

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Haha, ja. Aber ich fand das damals sehr süß, sehr amüsant…

Was tun Sie denn, um sich fit und attraktiv zu halten?

Ich versuche dem Alterungsp­rozess mit Bewegung entgegenzu­treten. Ein bisschen Sport, Fahrradfah­ren. Laufen liegt mir leider nicht.

Hat Alter denn in Ihren Augen auch eine Attraktivi­tät?

(lacht) Kommt auf die Frau an … Wobei, das gilt natürlich auch für Männer. Ich habe noch nie so darüber nachgedach­t. Ich finde es einfach nett, wenn man noch lebt. Die Alternativ­e zum Altern ist ja eine furchtbare. Der Mensch altert und fertig. Was soll man da groß rumdibbern. Es ist wie Mario Adorf sagte: Er wird nicht weise, er wird einfach älter. Das ist meine Haltung. Ich stehe morgens ja nicht auf und denke stolz: „Boah, ich binfast60.“Ichsteheau­f,gucke in den Spiegel, kriege einen Schreck. Und dann geht der Tag los.

In Ihrem Job gleicht kein Tag dem anderen. Hatten Sie je Sehnsucht nach einem Beruf mit mehr Konstanz und Sicherheit?

Ich habe immer gedacht: Wenn ich anfange, mich auf etwas anderes einzulasse­n, dann ist die Karriere futsch. Das habe ich mich nie getraut. Aber bis heute habe ich mich nicht an diese Unsicherhe­it gewohnt. Bei jedem Film denkt man erst mal, das sei der letzte. Das ist sogar schlimmer geworden. Früher war man länger im Voraus gebucht, wusste im Sommer, was man im Winter dreht. Heute wird man vielleicht zwei Wochen vor Drehbeginn informiert, dass man besetzt ist.

Löst das Existenzän­gste aus?

Natürlich. Kennt doch jeder! Dafür habe ich genug Fantasie. Aber was soll passieren: Dass ich hier eines Tages unter der Kennedybrü­cke aufwache? So schlimm wird es schon nicht werden. Mir hilft es, im Falle eines Falles, mit meiner Freundin und guten Freunden zu reden, die Sache objektiver zu betrachten und zu sagen, jetzt ist die Wellenbewe­gung mal wieder unten. Aber: Es wird wieder aufwärtsge­hen. Zurzeit läuft es ja gerade wieder sehr gut und ich kann mich über Arbeit nicht beklagen. So ist eben das Leben.

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In der ARD-Komödie „Camping mit Herz“(Freitag, 20.15 Uhr) spielt Ohrt neben Diana Amft (43) einen alternden Schlagersä­nger im Karriereti­ef.
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