Düsteres Puppentheater mit Musik
„Untergang des Hauses Usher“wird gefeiert
Auf den Privattheatertagen findet wohl jeder Theaterfan etwas Passendes im Programm. Liebhaber der Schauerliteratur kamen bei der Vorstellung der Bremer Bühne Cipolla, die im Winterhuder Fährhaus auftraten, auf ihre Kosten. Das Künstler-Duo präsentierte im Rahmen des Festivals den Gruselklassiker „Der Untergang des Hauses Usher“von Edgar Allan Poe als düsteres Figurentheater.
Das Entsetzen des namenlosen Erzählers ist groß, als er endlich vor dem Herrenhaus der Ushers ankommt. Er steht vor einem lumpig verkleideten Bauzaun. Und als er endlich auf seinen Jugendfreund Roderick Usher trifft, erkennt er ihn kaum wieder.
Der sieche Kerl – eine menschengroße Puppe, die Erzähler und Figurenspieler Sebastian Kautz zum Leben erweckt – sieht wahrhaft mitleiderregend aus: Gespenstisch bleich, mit schlackernden Gliedern, die Augen wie in ewigem Entsetzen weit aufgerissen (Puppenbau: Melanie Kuhl), verkörpert Roderick den mit sich selbst zerfallenen Spross eines degenerierten Adelsgeschlechts. Ein Sterbenskranker, der den Tod ebenso herbeisehnt wie er ihn fürchtet. Vor seinem Zusammenbruch verstrickt er den Erzähler in eine Albtraumwelt, in der die inzestuöse Beziehung zu seiner Schwester Magdalena ihn am Leben gehalten hatte.
Die Atmosphäre der Trostlosigkeit und des Untergangs wird durch bizarre Masken, Schattentheater und das Spiel des Musikers Gero John an Violincello und Keyboard unterstrichen.
Das Publikum erlebte die tragische Geschichte über die Qualen eines überempfindlichen Menschen, der sich aus Angst vor der eigenen Lebenskraft schließlich selbst zerstört, als ein Stück magisches Theater. Ein literarischer Leckerbissen, faszinierend umgesetzt.