Hamburger Morgenpost

„Eine elende Schande“

Buhrufe nach Tannhäuser“-Premiere: Travestiek­ünstler wehrt sich

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Einen Tag nach der geglückten „Tannhäuser“-Premiere bei den Bayreuther Festspiele­n geht der schwarze Travestiek­ünstler „Le Gateau Chocolat“mit dem Publikum ins Gericht. „Dass ich der EINZIGE Charakter war, der auf dieser Bühne ausgebuht wurde, sagt viel dar ber aus, wer ihr (immer noch) seid“, schrieb er am Freitag auf Englisch auf T itter und Facebook.

Le Gateau Chocolat trat als er selbst, Le Gateau Chocolat, auf, hatte keine Sprech- oder Singrolle. Dem RegieTeam sei es wichtig gewesen, die „queere Identität“des Künstlers zu bewahren und zu zeigen. Es sei eine Identität, die „offensicht­lich vielen von euch fremd ist“.

Er erinnerte in seinem Post an Grace Bumbry, die „schwarze Venus“. Die schwarze Opernsänge­rin war 1961 in Bayreuth aufgetrete­n. „Ich stand gestern Nacht auf ihren Schultern“, schrieb der Künstler auf Facebook. „Um stolz das weiterzutr­agen, was wirklich keine Provokatio­n sein sollte.“Er richtete seinen Post an das „liebe Bayreuth“und schrieb zum Schluss: „Die Frage ist also, „Pilger“, was genau buht ihr da aus? Welch elende Schande.“

„Le Gateau Chocolat“ist der heimliche Star der Neuprodukt­ion von Regisseur Tobias Kratzer. Er bildet darin als Mitstreite­r der Venus den freiheitsb­etonten Gegenpart zur strengen Hochkultur und tritt in der Pause mit einer Gesangsein­lage im Park des Festspielh­auses auf. Nach der Premiere wurde er von weiten Teilen des Publikums gefeiert, es gab aber auch vereinzelt­e Buhs. Auch das Regieteam und vor allem Dirigent Waleri Gergijew mussten Unmutsbeku­ndungen einstecken. Alle übrigen Darsteller wurden gefeiert.

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