Die Sozis suchen das „Super-Paar“
Rennen um SPD-Vorsitz: Acht Doppel und ein Single am Start
BERLIN - Ist es das letzte Aufgebot der SPD oder ein hoffnungsvoller Neubeginn? Acht Paare und ein Einzelbewerber ringen ab heute um den SPD-Vorsitz. Wer bewirbt sich da und wofür stehen die Kandidaten? Ein Überblick: ➤ Olaf Scholz (61); Klara Geywitz (43)
Der Bundesfinanzminister ist der prominenteste Kandidat. Er ist der entschiedenste Befürworter der GroKo. Sein Plus: Er hat die SPD in Hamburg zweimal zum WahlSieg geführt. Die frühere Generalsekretärin der Brandenburger SPD gilt wie Scholz als Pragmatikerin. Beide fordern einen Mindestlohn von 12 Euro und eine Rentengarantie bis 2040.
➤ Boris Pistorius (59); Petra Köpping (61)
Die Staats- Rechtswissenschaftlerin Köpping, die früher Landrätin nahe Leipzig war, hat sich in der SPD einen Namen als Stimme des Ostens gemacht. und Rechtsanwalt Pistorius ist seit 2013 Innenminister in Niedersachsen. Das Duo steht für eine pragmatische SPD-Politik, in der Sicherheitsfragen eine große Rolle spielen.
➤ Ralf Stegner (59); Gesine
Schwan (76) Das Duo ist womöglich das am schwersten zu vermittelnde im Bewerberkreis. Die Berliner Politikprofessorin ist der Öffentlichkeit durch ihre Kandidaturen als Bundespräsidentin 2004 und 2009 bekannt. Stegner ist Dauer-Talkshowgast und einer der Vordenker der SPDLinken. Er ist bis heute Oppositionsführer im Kieler Landtag.
➤ Christina Kampmann (39); Michael Roth (49)
Die frühere NRW-Familienministerin und der Staatsminister im Auswärtigen Amt gehören dem linken Flügel der SPD an. Sie fordern die Abschaffung der Schuldenbremse, eine Di
gitaloffensive und einen entschiedenen Kampf gegen Kinderarmut.
➤ Simone Lange (42); Alexander Ahrens (53)
Die Oberbürgermeisterin von Flensburg und ihr Amtskollege aus Bautzen sind ohne Erfahrung im Berliner Politikbetrieb. Verwaltungswirtin Lange wollte bereits 2018 SPD-Vorsitzende werden und holte immerhin 27 Prozent der Stimmen. Beide wollen die Partei deutlich linker ausrichten. Lange fordert eine stärkere Umverteilung des Reichtums. Beide wollen die GroKo verlassen.
➤ Nina Scheer (47); Karl Lauterbach (56)
Die Umweltpolitikerin und der Gesundheitsexperte haben sich als scharfe GroKo-Kritiker profiliert. Das Duo fordert eine neue Mitgliederbefragung über das Bündnis. Scheer ist studierte Rechts- und Politikwissenschaftlerin sowie Violinistin. Lauterbach ist Mediziner und sitzt seit 2005 im Bundestag.
➤ Norbert Walter-Borjans (66); Saskia Esken (58)
Die Informatikerin und der Volkswirt gelten als Geheimfavoriten der linken Bewerber. Juso-Chef Kevin Kühnert hat seine Unterstützung signalisiert, auch der Landesvorstand der wichtigen NRW-SPD. Die Bundestagsabgeordnete Esken beschäftigt sich vor allem mit Digitalthemen. Der Kölner Walter-Borjans war bis 2017 Finanzminister in Nordrhein-Westfalen und machte sich als Kämpfer gegen Steuerhinterziehung einen Namen.
➤ Hilde Mattheis (64); Dierk Hirschel (49)
Die Kandidatur der Bundestagsabgeordneten und des Verdi-Bereichsleiters dürfte chancenlos sein. Lehrerin Mattheis gilt als Kritikerin des Parteiestablishments. Sie lehnt eine GroKo strikt ab, gilt aber selbst auf dem linken SPD-Flügel als isoliert. Ökonom Hirschel ist in der SPD bislang praktisch unbekannt. Er fordert einen Neustart der SPD in der Wirtschaftspolitik.
➤ Karl-Heinz Brunner (66)
Der Bundestagsabgeordnete aus Illertissen (Bayern) ist abrüstungspolitischer Sprecher und der einzige Einzelkämpfer im Feld. Dass er gewählt werden könnte, glaubt er selbst nicht: „Ich bin absoluter Realist.“Er trete dennoch an, um „in der SPD und der Gesellschaft ein Zeichen zu setzen“, dass jeder seine Chance habe.