HSV-Drama vor Derby
Gyamerah bricht sich das Wadenbein!
Sie haben Mühe, den Blick nach vorn zu richten. Das Drama um Jan Gyamerah schockt alle im Volkspark, der Verein tut sich schwer damit, zur Tagesordnung überzugehen. Aber er muss es. Die heikelste Frage: Wie will der HSV den Verlust des Rechtsverteidigers auffangen? Noch an Ort und Stelle des schlimmen Geschehens begannen sie, zu beratschlagen. Keine 30 Meter vom Krankenwagen entfernt, in den Gyamerah getragen worden war, steckten Dieter Hecking, seine Assistenten Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger sowie Sportdirektor Michael Mutzel die Köpfe zusammen. Später, in den Geschäftsräumen, kam auch noch Sportvorstand Jonas Boldt dazu. Der Schock sitzt tief.
Gyamerah und seine Horror-Verletzung. Ein Wadenbeinbruch zwingt den 24-Jährigen zu einer monatelangen Pause, bereits am Mittwoch wurde er im UKE operiert. Der HSV hofft, den Abwehrmann im späteren Verlauf der Rückrunde wieder einsetzen zu können. Immerhin – denn zunächst dachten alle an eine noch schwerere Verletzung.
Dennoch: Für den Ex-Bochumer, der im Sommer ablösefrei zum HSV wechselte und auf Anhieb zum Leistungsträger avancierte, ist sein langer Ausfall eine totale Tragödie. Er ist ein gebranntes Kind. Seit dem Frühjahr 2014 musste Gyamerah insgesamt zwei Jahre lang (!) aufgrund von Verletzungen passen, allein eineinhalb Jahre am Stück (Frühjahr 2014 bis Sommer 2015) wegen Adduktorenproblemen. Nun trifft es ihn erneut hammerhart.
„Die Verletzung ist ein großer Schock für uns alle“, ließ Boldt wissen. „Es tut uns unglaublich leid für Jan, der sich menschlich und spielerisch großartig bei uns integriert hat und nach kurzer Zeit ein wichtiger Bestandteil unserer
Mannschaft wurde. Wir werden alles dafür tun, um ihn in der schweren Reha-Phase bestmöglich zu unterstützen und haben vollstes Vertrauen in unsere medizinische Abteilung.“
Wie aber will der HSV den Ausfall kompensieren? Vor allem die Verpflichtung von Martin Harnik, der am letzten Tag der Transferperiode von Werder Bremen in den Volkspark wechselte, wird nun noch wichtiger. Denn erster Anwärter auf Gyamerahs Platz hinten rechts ist Khaled Narey. Dessen Posten in der Offensive könnte Harnik übernehmen. „Wir haben Martin auch aus dem Grund geholt, um gewappnet zu sein, wenn etwas passiert“, so Boldt. „Dieser Fall ist nun leider eingetreten. Durch Martin sind wir vielseitiger und können Dinge leichter auffangen.“Neben Narey kommen auch Josha Vagnoman oder Jeremy Dudziak als Rechtsverteidiger infrage.
Eher unwahrscheinlich, dass sich der HSV in nächster Zeit mit einem arbeitslosen Profi verstärkt, der auch zwischen den Transferperioden verpflichtet werden darf. „Die Tendenz geht zurzeit dahin, dass wir nichts machen werden“, so Boldt. „Wichtig ist es auch, jetzt nicht in Hektik zu verfallen, sondern die Ruhe zu bewahren.“Sollten die Bosse umdenken, wäre mit Julio Donati (29), den Boldt 2013 schon nach Leverkusen holte und der zuletzt in Mainz kickte, zumindest ein passender Kandidat auf dem Markt.
Der HSV zwischen dem Gyamerah-Schock und St. Pauli. Heute können sich die Profis an ihrem freien Tag noch von den schlimmen Bildern des Mittwochs erholen. Doch für allzu lange Schockstarre ist keine Zeit – das Derby ruft!