Hamburger Morgenpost

150 Jahre Vibrator: Eine Frau feiert den Bettgefähr­ten

Die Hamburgeri­n Nadine Beck lobt in „Plug + Play“den Dildo als „Geschenk an die Menschheit“

- SIMONE PAULS s.pauls@mopo.de

Das Jahr 1869 war kein herausrage­ndes in der Weltgeschi­chte – aber ein Ereignis sorgt noch heute für sehr viel Kribbeln. Und damit ist nicht gemeint, dass Margarine erstmals angerührt, der Suezkanal eröffnet und die Wiener Staatsoper fertiggest­ellt wurden. Vor 150 Jahren hat ein US-Arzt den Vibrator erfunden! Eine Hamburgeri­n hat nun ein Buch über den Bettgefähr­ten geschriebe­n.

Nadine Beck (42) ist Kulturwiss­enschaftle­rin und liebt abseitige Themen. Sie erforscht die Geschichte der Vibratoren und vor allem das Jahr 1969, als der erste Vibrator in Phallus-Form die Bühne betrat. Vorher erinnerten die Lustspende­r von der Form her eher an Küchengerä­te oder Werkzeug. Für ihre Dissertati­on interessie­rt sie vor allem die Frage: Wie wurde aus diesem antiken, seltsam anmutenden und wohl gänzlich unsexuelle­n Gerät ebenjedes dildoeske Ding, das wir heute unter diesem Namen kennen?

Dafür hat Nadine Beck alte Zeitungen und Sexspielze­ugKataloge durchflöht und mit Zeitzeugen gesprochen. Die amüsanten Ergebnisse hat sie nun in dem Buch „Plug + Play. 150 Jahre Vibrator – Ein Jubelband“veröffentl­icht. „Diese Bildwelt aus 150 Jahren Vibratoren­geschichte fand ich zu schön und lustig, um sie der Welt nicht zu zeigen“, schreibt sie im Vorwort.

Besonders amüsant sind die Vibratoren aus den 60er und 70er Jahren – vor allem die Namen. „Wilder Reiter“heißt etwa der rote Stab, für den es damals vier verschiega­b. dene Aufsätze Weiter gab es Rüttelpeni­sse namens „Roter Rubin“, „Muschi

Bär“, „Schwarze Perle“, „Goliath“, „Lustschnäb­ler“, „Juckfinger“und „Der Imperator“.

Kurios anzusehen sind auch die Zeitungsan­zeigen, die Nadine Beck aufgetrieb­en hat. Eine zeigt einen riesigen Vibrator, den eine kleine nackte Frau mit Balken vor den Augen auf Knien anhimmelt und „Du bist der Größte“sagt. Eine weitere Anzeige zeigt den „Tantalus“als technische Zeichnung mit Getriebe kammer, Motor-Spule und Dreh-Konverter. Die Werbung für „Der Imperator“sieht aus, als flöge eine phallische Weltraumst­ation durchs All. Für die Kulturwiss­enschaftle­rin ist klar: Der Vibrator ist ein tolles Gerät, da nur positive Effekte hat. Nadine Beck: „Von daher halte ich auch heute, 150 Jahre nach Er indung des Massageapp­arates, seine Existenz und seine Weiterentw­icklung und seinen Einsatz für ein Geschenk an die Menschheit.“➤ „Plug + Play“: Jonas Verlag, 16,80 Euro.

 ??  ?? Nadine Beck hat das Buch „Plug + Play “(o.) geschriebe­n. Was sie auf dem großen Foto in der Hand hält, ist kein alter Föhn. Sondern ein Vibrator von anno dazumal.
Nadine Beck hat das Buch „Plug + Play “(o.) geschriebe­n. Was sie auf dem großen Foto in der Hand hält, ist kein alter Föhn. Sondern ein Vibrator von anno dazumal.
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Alles so schön bunt hier: Verschiede­ne Vibratoren erfüllen verschiede­ne Aufgaben.
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