Café-Legende vor dem Aus
Betreiber in der Schanze klagen an: G20 ist schuld!
Die dreifach gefüllten Berliner und die Pralinen sind legendär: Seit fast 50 Jahren ist das Café Stenzel am Schulterblatt 61 eine Institution. Nun steht die Café-Legende der Schanze vor dem Aus. Wegen der Haspa-Baustelle zwei Häuser weiter ist der Umsatz stark gesunken.
Angefangen haben die Probleme des kleinen Betriebs bereits im Sommer 2017, nämlich bei den G20-Krawallen. Dabei blieb die Konditorei zwar verschont, aber Gewalttäter verwüsteten die Haspa-Filiale an der Ecke Schulterblatt / Juliusstraße. Die Haspa entschied, statt des beschädigten Flachbaus ein neues großes Eckgebäude zu errichten. Seit April 2018 wird gebaut. Und seitdem ist die Laufkundschaft im Café Stenzel dramatisch zurückgegangen.
Junior-Chef Philipp Stenzel (33) zur MOPO: „Wir haben einen Umsatzrückgang von 20 Prozent. Das ist existenzbedrohend für uns.“
Sein Vater Norbert (77) ergänzt: „Die Baustelle ruiniert uns.“Die Stenzels mussten bereits eine Eigentumswohnung verkaufen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und laufende Rechnungen zu bezahlen. Außerdem mussten Teilzeitkräfte entlassen werden. „Wenn wir keine Hilfe bekommen, müssen wir in absehbarer Zeit schließen,“so Philipp Stenzel.
Als die MOPO gestern Mittag vorbeischaute, waren tatsächlich nur drei von sieben Tischen im vorderen Gastraum besetzt.
Haspa-Regionalleiter Detlef Rüter erklärte auf MOPO-Anfrage: „Auch die Haspa ist Opfer der G20Krawalle. Dadurch haben wir ebenfalls deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Ohne uns gäbe es keine Bank mehr in der Schanze.“
Die Haspa erklärt ihr Bedauern über die finanzielle Situation des Cafés Stenzel. Detlef Rüter: „Aber das liegt nicht an uns. Wir haben alles versucht, um Beeinträchtigungen für die Nachbarn zu minimieren.“
Man habe sich bemüht, das Café zu unterstützen, indem man den Bauzaun am Schulterblatt fast durchsichtig gestaltet hat. Außerdem sei angeboten worden, auf Haspa-Kosten ein Werbeplakat zu fertigen.
Die Stenzels haben jetzt Regionalpolitiker um Hilfe gebeten. Die SPD Altona hat Unterstützung angeboten. Außerdem wollen sich die Café-Betreiber an den Eingabenausschuss der Bürgerschaft wenden.