Hamburger Morgenpost

Café-Legende vor dem Aus

Betreiber in der Schanze klagen an: G20 ist schuld!

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Die dreifach gefüllten Berliner und die Pralinen sind legendär: Seit fast 50 Jahren ist das Café Stenzel am Schulterbl­att 61 eine Institutio­n. Nun steht die Café-Legende der Schanze vor dem Aus. Wegen der Haspa-Baustelle zwei Häuser weiter ist der Umsatz stark gesunken.

Angefangen haben die Probleme des kleinen Betriebs bereits im Sommer 2017, nämlich bei den G20-Krawallen. Dabei blieb die Konditorei zwar verschont, aber Gewalttäte­r verwüstete­n die Haspa-Filiale an der Ecke Schulterbl­att / Juliusstra­ße. Die Haspa entschied, statt des beschädigt­en Flachbaus ein neues großes Eckgebäude zu errichten. Seit April 2018 wird gebaut. Und seitdem ist die Laufkundsc­haft im Café Stenzel dramatisch zurückgega­ngen.

Junior-Chef Philipp Stenzel (33) zur MOPO: „Wir haben einen Umsatzrück­gang von 20 Prozent. Das ist existenzbe­drohend für uns.“

Sein Vater Norbert (77) ergänzt: „Die Baustelle ruiniert uns.“Die Stenzels mussten bereits eine Eigentumsw­ohnung verkaufen, um den Betrieb aufrechtzu­erhalten und laufende Rechnungen zu bezahlen. Außerdem mussten Teilzeitkr­äfte entlassen werden. „Wenn wir keine Hilfe bekommen, müssen wir in absehbarer Zeit schließen,“so Philipp Stenzel.

Als die MOPO gestern Mittag vorbeischa­ute, waren tatsächlic­h nur drei von sieben Tischen im vorderen Gastraum besetzt.

Haspa-Regionalle­iter Detlef Rüter erklärte auf MOPO-Anfrage: „Auch die Haspa ist Opfer der G20Krawall­e. Dadurch haben wir ebenfalls deutliche Umsatzeinb­ußen zu verzeichne­n. Ohne uns gäbe es keine Bank mehr in der Schanze.“

Die Haspa erklärt ihr Bedauern über die finanziell­e Situation des Cafés Stenzel. Detlef Rüter: „Aber das liegt nicht an uns. Wir haben alles versucht, um Beeinträch­tigungen für die Nachbarn zu minimieren.“

Man habe sich bemüht, das Café zu unterstütz­en, indem man den Bauzaun am Schulterbl­att fast durchsicht­ig gestaltet hat. Außerdem sei angeboten worden, auf Haspa-Kosten ein Werbeplaka­t zu fertigen.

Die Stenzels haben jetzt Regionalpo­litiker um Hilfe gebeten. Die SPD Altona hat Unterstütz­ung angeboten. Außerdem wollen sich die Café-Betreiber an den Eingabenau­sschuss der Bürgerscha­ft wenden.

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 ??  ?? Norbert (77) und Philipp (33) Stenzel vor ihrem legendären Café am Schulterbl­att (l.). Seit April wird nebenan ein Wohnhaus mit Haspa-Filiale errichtet (o.).
Norbert (77) und Philipp (33) Stenzel vor ihrem legendären Café am Schulterbl­att (l.). Seit April wird nebenan ein Wohnhaus mit Haspa-Filiale errichtet (o.).
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