Chaos vor Hamburgs Schulen
Sture Väter und Mütter sorgen für Staus und Hupkonzerte:
Jeden Morgen um Viertel vor acht bricht an der Katharinenschule in der HafenCity das Chaos aus – Elterntaxis übernehmen die zweispurige Straße vor der Grundschule, der Verkehr kommt teilweise zum Stillstand. Was für die Eltern ein – vermeintlich – notwendiges Übel ist, ist für kleinere Verkehrsteilnehmer schlicht geffährlich.
7.45 Uhr am Dalmannkai in der HafenCity: In der eigentlich ruhigen, zweispurigen Straße trudeln die ersten Autos von Eltern ein, die ihre Kinder zur Schule fahren. Elterntaxis. Sie parken auf der Straße, obwohl eigentlich ein absolutes Halteverbot gilt. Mal einzelne Autos, mal gleich vier hintereinander. Manche Eltern führen waghalsige Rangiermanöver durch. Die anderen Autos hupen und überholen genervt.
Dazu immer dasselbe Ritual: Das Auto hält, meist tut sich die ersten 20 Sekunden erst mal gar nichts. Dann öffnet sich die Fahrertür, ein Elternteil steigt aus, geht um das Auto rum (in etwa 50 Prozent aller Fälle ein SUV), holt den Schulranzen aus dem Kofferraum, öffnet die Beifahrer- oder die hintere Tür, damit der Nachwuchs aussteigen kann. Dann wird sich von den Sprösslingen verabschiedet, manche Kinder werden sogar noch in die Schule hineingebracht, ehe die Eltern gehetzten Blickes zu ihrem parkenden Auto eilen, um sich aus dem Staub zu machen.
Vor der Grundschule in der HafenCity weist ein Schild aufs absolute Halteverbot hin. Mittlerweile ist es 7.50 Uhr. Ein Polizist will über die Straße gehen, ab 8.30 Uhr unterrichtet er Verkehrserziehung. Er kennt die Situation. „Leider gibt es hier keine Parkplätze“, sagt ein Elterntaxi-Vater und entschuldigt sich. Er müsse los.
7.55 Uhr: Ein Kind will ins Schulgebäude, es dauert etwa eine Minute, bis es sich in dem Chaos aus hupenden und parkenden Elterntaxis über die Straße traut. Eine Mutter erklärt das Problem: „Auch für uns Eltern ist es hier sehr chaotisch. Leider gibt es keine andere Möglichkeit, wenn man schnell zur Arbeit muss.“Die Kinder zur Schule gehen lassen? „Dabei habe ich kein gutes Gefühl.“
Der Witz: Keine 50 Meter entfernt gibt es Parkplätze. Im Elternbeirat der Schule, wo das Problem bereits diskutiert wurde, forderten Eltern schon mal mit breiter Brust eine schuleigene Tiefgarage.
In Hamburg werde laut Polizei jedes dritte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht. Das sei „der falsche Weg, denn dadurch wird das Verkehrsaufkommen rund um die Schulen verstärkt und die Kinder werden gefährdet“.