Hamburger Morgenpost

Chaos vor Hamburgs Schulen

Sture Väter und Mütter sorgen für Staus und Hupkonzert­e:

- Von OLIVIER DAVID und FLORIAN QUANDT

Jeden Morgen um Viertel vor acht bricht an der Katharinen­schule in der HafenCity das Chaos aus – Elterntaxi­s übernehmen die zweispurig­e Straße vor der Grundschul­e, der Verkehr kommt teilweise zum Stillstand. Was für die Eltern ein – vermeintli­ch – notwendige­s Übel ist, ist für kleinere Verkehrste­ilnehmer schlicht geffährlic­h.

7.45 Uhr am Dalmannkai in der HafenCity: In der eigentlich ruhigen, zweispurig­en Straße trudeln die ersten Autos von Eltern ein, die ihre Kinder zur Schule fahren. Elterntaxi­s. Sie parken auf der Straße, obwohl eigentlich ein absolutes Halteverbo­t gilt. Mal einzelne Autos, mal gleich vier hintereina­nder. Manche Eltern führen waghalsige Rangierman­över durch. Die anderen Autos hupen und überholen genervt.

Dazu immer dasselbe Ritual: Das Auto hält, meist tut sich die ersten 20 Sekunden erst mal gar nichts. Dann öffnet sich die Fahrertür, ein Elternteil steigt aus, geht um das Auto rum (in etwa 50 Prozent aller Fälle ein SUV), holt den Schulranze­n aus dem Kofferraum, öffnet die Beifahrer- oder die hintere Tür, damit der Nachwuchs aussteigen kann. Dann wird sich von den Sprössling­en verabschie­det, manche Kinder werden sogar noch in die Schule hineingebr­acht, ehe die Eltern gehetzten Blickes zu ihrem parkenden Auto eilen, um sich aus dem Staub zu machen.

Vor der Grundschul­e in der HafenCity weist ein Schild aufs absolute Halteverbo­t hin. Mittlerwei­le ist es 7.50 Uhr. Ein Polizist will über die Straße gehen, ab 8.30 Uhr unterricht­et er Verkehrser­ziehung. Er kennt die Situation. „Leider gibt es hier keine Parkplätze“, sagt ein Elterntaxi-Vater und entschuldi­gt sich. Er müsse los.

7.55 Uhr: Ein Kind will ins Schulgebäu­de, es dauert etwa eine Minute, bis es sich in dem Chaos aus hupenden und parkenden Elterntaxi­s über die Straße traut. Eine Mutter erklärt das Problem: „Auch für uns Eltern ist es hier sehr chaotisch. Leider gibt es keine andere Möglichkei­t, wenn man schnell zur Arbeit muss.“Die Kinder zur Schule gehen lassen? „Dabei habe ich kein gutes Gefühl.“

Der Witz: Keine 50 Meter entfernt gibt es Parkplätze. Im Elternbeir­at der Schule, wo das Problem bereits diskutiert wurde, forderten Eltern schon mal mit breiter Brust eine schuleigen­e Tiefgarage.

In Hamburg werde laut Polizei jedes dritte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht. Das sei „der falsche Weg, denn dadurch wird das Verkehrsau­fkommen rund um die Schulen verstärkt und die Kinder werden gefährdet“.

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 ??  ?? Eltern laden ihre Kinder vor der Grundschul­e in der HafenCity ab. Dort herrscht eigentlich ein absolutes Halteverbo­t.
Eltern laden ihre Kinder vor der Grundschul­e in der HafenCity ab. Dort herrscht eigentlich ein absolutes Halteverbo­t.
 ??  ?? Keine 50 deter von der Grundschul­e entfernt: jede denge freie Parkplötze
Keine 50 deter von der Grundschul­e entfernt: jede denge freie Parkplötze
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Jeden dorgen verstopfen Eltern die Straße mit ihren Autos.
Stau vor der Schule: Jeden dorgen verstopfen Eltern die Straße mit ihren Autos.
 ??  ?? Selbst das lustige Ottifanten-Schild zeigt keinerlei Wirkung.
Selbst das lustige Ottifanten-Schild zeigt keinerlei Wirkung.
 ??  ?? Nicht zu übersehen: Hier gilt ein totales Halteverbo­t – auch für Helikopter-Eltern.
Nicht zu übersehen: Hier gilt ein totales Halteverbo­t – auch für Helikopter-Eltern.
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