Ohne Verbote geht es nicht
Lieber Herr Hirschbiegel, ich bin erschrocken über Ihren heutigen Kommentar. Meinen Sie das alles wirklich ernst? Fühlen Sie sich wirklich so sehr von Verboten! Verboten! Verboten! gegängelt? Hätten Sie dafür ein paar wirklich überzeugende Beispiele? Als Polizeireporter haben Sie doch täglich mit der Berufsgruppe zu tun, die dafür da ist, Verbote durchzusetzen, und ich vermute stark, dass Sie nicht etwa für die Freigabe von Mord, Betrug oder Erpressung plädieren. Wenn aber solche Taten verboten werden, wieso soll es dann tabu sein, auch gegen die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit Verboten (neben anderen Maßnahmen) vorzugehen? Ich gebe Ihnen recht: Der tödliche Unfall mit einem SUV taugt nicht als Argument für die Infragestellung der SUVs – aber die Klimabilanz umso mehr. Ohne Verbote kommt doch keine Gesellschaft aus, und die Frage kann nicht lauten, ob es überhaupt Verbote geben sollte, sondern welche Verbote notwendig und sinnvoll sind.
Und da finden Sie nun, „wer es mag“, solle ruhig versuchen, „mit einem SUV ... durch die engen Straßen Ottensens zu brettern“.
Lieber Herr Hirschbiegel, ich habe Sie als einen besonnenen und intelligenten Menschen kennengelernt und kann nicht glauben, dass so etwas aus Ihrer Feder fließt.
Den „Alten Fritz“haben Sie übrigens gründlich missverstanden und auch falsch zitiert. Der hätte Ihnen garantiert nicht zugestimmt. Er hat nämlich nicht vom Glücklichwerden (etwa beim Rasen durch enge Straßen) gesprochen, sondern vom Seligwerden – und das bezog sich auf die Freiheit, über die eigene Religionszugehörigkeit selbst zu bestimmen. Im Übrigen meinte er (laut Kant): „Räsoniert, so viel ihr wollt und worüber ihr wollt, aber gehorcht!“
Er wäre ein ganz schlechter Gewährsmann für Ihre Thesen.