Hamburger Morgenpost

Ohne Luftballon­s die Umwelt retten

Niedersäch­sische Grünen-Chefin sorgt mit Vorschlag für Häme. Nur der BUND lobt sie

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HANNOVER - Der Ballon hob mitten in der Nacht ab: „Grrüne wollen Luftballon­s verbieten“lautete die Zeile eines Interviews mit Niedersach­sens Grünen-Chefin Anne Kura in der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Da war sie wieder, die grüne Verbotspar­tei. Dass Kura nur davon gesprochen hatte, dass „steigen gelassene Luftballon­s in den allermeist­en Fällen in der Natur“landen und dort von Vögeln und anderen Tieren gefressen werden, ging beinahe unter.

Denn sofort begann das Netz zu toben. Der bayerische Vizeminist­erpräsiden­t Hubert Aiwanger riet den Grünen ganz allgemein, „in den Keller zu gehen und auf das Ende der Welt zu warten“.

„Wir fordern kein generelles Luftballon­verbot. Luftballon­s auf Kindergebu­rtstagen im Wohnzimmer sind völlig okay und machen Spaß“, beeilte sich Kura gestern mit der Klarstellu­ng. „Mir geht es tatsächlic­h darum, dass, wenn man gasgefüllt­e Luftballon­s steigen lässt, die auf jeden Fall in der Natur landen und dann von Vögeln gefressen werden, die daran qualvoll verenden“, so Kura.

Sie erläuterte, sie begrüße einen Beschluss aus dem benachbart­en Nordrhein-Westfalen: Dort hatte die Stadt Gütersloh Anfang September entschiede­n, bei städtische­n Veranstalt­ungen künftig auf den Aufstieg gasgefüllt­er Luftballon­s zu verzichten. „Das ist aus meiner Sicht eine lohnende Initiative“, sagte Kura. Es gehe in erster Linie darum, das Bewusstsei­n zu schärfen.

Der Güterslohe­r Beschluss sieht zudem vor, dass in Genehmigun­gen zur Überlassun­g öffentlich­er Flächen eine Auflage aufgenomme­n wird, die den Ballonaufs­tieg untersagt. In Einzelfäll­en, die auf höherrangi­gem Recht beruhen, etwa bei Demonstrat­ionen, könne der Aufstieg von Ballons aber nicht verhindert werden, heißt es. „In den Niederland­en gibt es das ja auch schon in vielen Kommunen“, sagte Kura. „Dadurch ist das Bewusstsei­n dafür gestiegen, dass man mit einem Luftballon im Prinzip Müll in die Natur steigen lässt.“

Der FDP-Fraktionsv­ize im Bundestag, Michael Theurer, sprach hingegen von einem „Verbotswah­n“der Grünen und einer „Ökoradikal­isierung“der Partei. „Wenn der Staat so dirigistis­ch, so autoritär, vor allen Dingen auch so kleinteili­g in die individuel­len Le

bensentwür­fe der Menschen eingreift, braucht man sich am Ende nicht wundern, wenn man in einer Ökodiktatu­r aufwacht“, sagte Theurer.

Die niedersäch­sische CDU schrieb auf Twitter über die Grünen als Partei, die „allen Kindern im Land ihre Ballons wegnahm“. Der Braunschwe­iger CDU-Bundestags­abgeordnet­e Carsten Müller nannte die Forderung, das Aufsteigen von Luftballon­s zu verbieten, „ein neues Kapitel im Buch der grünen Verbotspol­itik“. Er verwies zudem auf den Onlineshop der Grünen: „Für 15 Cent das Stück sind hier nach wie vor grüne Luftballon­s bestellbar.“

Es gab auch Zustimmung: Der BUND rate, angesichts der Verschmutz­ung der Umwelt und insbesonde­re der Meere durch Plastik, „auf Luftballon­s am besten gänzlich zu verzichten“, so eine Sprecherin: „Wir empfehlen zum Dekorieren Luftschlan­gen und Girlanden aus Papier sowie Wimpelkett­en aus Stoff oder Filz, die beliebig oft wiederverw­endet werden können. Oder Papierlamp­ions, bestückt mit Lichterket­ten. Auch so lassen sich sicher Kinder glücklich machen.“

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