Mal bin teiisch“
Auf dem Papier schon (lacht). Meine Nominierung hatte ich mir ja auch durch die Leistungen für St. Pauli verdient. So machte ich in dem Sommer meine ersten beiden Länderspiele – gegen Kuwait und Österreich. Und ab dem 30. Juni war ich dann offiziell HSV-Spieler und habe später noch drei Länderspiele absolviert.
Gab es nie Fan-Reaktionen auf Ihre innerstädtischen Seitenwechsel? Sicherlich ein paar, aber es blieb alles im Rahmen. Sprüche bekomme ich auch heute noch ab, aber das gehört dazu. In meinem Freundeskreis befinden sich sowohl HSVals auch St. Pauli-Fans. Da bleibt ein gewisser Schmäh nicht aus. Seit nun vier Jahren sind Sie wieder beim HSV angestellt, neben Ihrem Job als Trainer der dritten Herren fungieren Sie als Abwehr-Trainer für die Jugend und bauen zurzeit Ihren Fußballlehrer. Wie viel St. Pauli steckt noch in Ihnen? Sagen wir es so: Ich habe keine Probleme mit dem Verein und beobachte, wie sie sich machen. Aber nach all den Jahren kenne ich dort natürlich immer weniger Leute. Mit Philipp Ziereis habe ich noch zusammen in Regensburg gespielt. Jos Luhukay war Co-Trainer in Köln, als ich beim FC spielte. Große Verbindungen gibt es aber nicht mehr. Das erkennt man auch daran, dass ich alle zwei Tage an deren Trainingsgelände an der Kollaustraße vorbeifahre und es seit vier Jahren nicht schaffe, da mal zu halten und mit jemandem zu schnacken.
Was erwarten Sie vom Stadtderby? Freitag, 13. September 2019 In jedem Fall ein feuriges Spiel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich St. Pauli noch mal so abschlachten lässt wie beim 4:0 im März. Zuletzt ereilte den Sieger des Derbys stets ein Fluch. Sprich: Er bekam bis zum Saisonende kaum noch ein Bein auf die Erde und verspielte alles …
Deshalb muss allen klar sein, dass es für diesen Sieg, so schön er auch sein mag, auch nur drei Punkte gibt. Die beiden Derbys werden ganz sicher nicht über Auf- und Abstieg entscheiden.
Welche Perspektive sehen Sie für die beiden Vereine?
Wir alle wünschen uns natürlich, dass der HSV wieder aufsteigt. Er gehört einfach in die Bundesliga.
Die Derbys werden sicher nicht über Aufund Abstieg entscheiden. Christian Rahn
Die haben es schwerer. Ich denke aber, dass sie prinzipiell das Potenzial und die Bedingungen haben, mal wieder in der Bundesliga zu spielen. Aber es wäre dann sicher nicht leicht für sie, sich dann in der 1. Liga zu etablieren.
Herr Rahn, zehn Jahre standen Sie bei St.Pauli unter Vertrag, bislang sechseinhalb beim HSV. Hand aufs Herz: Wie und wo werden Sie das Derby verfolgen?
Ich bin einer von fast 30 000 glücklichen Menschen, die im Stadion dabei sein werden – und zwar im Fanblock des HSV. Und ja: Diesmal bin ich parteiisch (lacht).
DAS INTERVIEW FÜHRTE SIMON BRAASCH