Hamburger Morgenpost

Wird dieser Mordfall endlich gelöst?

1980 bewegte ihr Schicksal die ganze Stadt. Jetzt untersucht die Polizei das Verschwind­en von Iris Schwarz (damals 17) erneut aufgerollt

- THO,AS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Vor 39 Jahren bewegte ihr Schicksal die ganze Stadt: Iris Schwarz (17) war frühmorgen­s auf dem Weg zur Arbeit auf der Uhlenhorst verschwund­en. Eine Woche nach ihrem Verschwind­en fanden Handwerker unweit des Billbrookk­anals ihre Kleidung und ihre Papiere. Jetzt wird der Fall von der Hamburger Mordkommis­sion neu aufgerollt. Die Ermittler sind heute davon überzeugt, dass Iris Schwarz ermordet wurde, und es gibt neue Ermittlung­sansätze. Auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY ... ungelöst“wird der Fall am kommenden Mittwoch gezeigt.

Nach der Scheidung der Eltern lebte Iris Schwarz allein in einer 32 Quadratmet­er großen Einzimmerw­ohnung in einem Hochhaus an der Lengerckes­traße (Wandsbek). Ihr Vater Udo zahlte einen Teil der Miete in Höhe von 450 Mark (230 Euro).

Am 29. Februar 1980 verließ Iris angeblich das Haus, um zu ihrer Arbeitsste­lle an der Schenkendo­rfstraße (Uhlenhorst) zu fahren. Dort machte das Mädchen seit sieben Monaten eine Lehre bei der Konditorei Postel. Aber dort kam sie nie an. Ihr Chef Herbert Postel damals zur MOPO: „Da muss etwas passiert sein. Iris ist noch nie zu spät zur Arbeit gekommen.“

Am 6. März entdeckten zwei Zimmerleut­e in einem Graben im Bereich Liebigstra­ße/Berzeliuss­traße die grüne Lodenjacke und die weißen Turnschuhe der Vermissten. An einem Hang unter einem Busch lagen außerdem ihre braune Handtasche mit Ausweis, Geldbörse, Notizbuch, Sparbuch und HVV-Monatskart­e. In der Brieftasch­e befand sich die ungenutzte Karte für ein Konzert mit Howard Carpendale in der Hamburger Musikhalle.

Kurz vor ihrem Verschwind­en hatte Iris einer Freundin erzählt, sie hätte heftigen Streit mit ihrem Vater gehabt. Außerdem hätte sie mit ihrem Freund Schluss gemacht. Deswe

gen ging die Polizei zunächst von einem möglichen Freitod aus. Aber wo war die Leiche? Unweit der Fundstelle der Kleidung verläuft der Billbrookk­anal. Das Gewässer wurde mit Polizeitau­chern abgesucht. Der Polizeihub­schrauber stieg auf und Einheiten der Bereitscha­ftspolizei durchkämmt­en das Gelände an der Liebigstra­ße – ohne Ergebnis. Der Vater Udo Schwarz (damals 38) wurde stundenlan­g verhört. Doch es ergab sich kein konkreter Tatverdach­t gegen den Monteur, der in verschiede­nen Kernkraftw­erken tätig war.

Die Suche wurde auf weitere Kanäle in Billbrook ausgeweite­t. Boote der Wasserschu­tzpolizei suchten mit Schlepphak­en den Grund der Gewässer ab. Auch in den benachbart­en Boberger Dünen suchte die Polizei mit einem Großaufgeb­ot. Das ging so über Tage. Schließlic­h aber wurde die Suche eingestell­t.

Was nun zur Wiederaufn­ahme der Ermittlung­en durch die Hamburger Mordkommis­sion geführt hat, wollen die Behörden nicht sagen. Liddy Oechtering, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft, sagte der MOPO: „Trotz des Zeitablauf­s bestehen Ermittlung­sansätze. Wir gehen von einem Gewaltverb­rechen zum Nachteil der Vermissten aus.“Und dann kommt ein Satz, der aufhorchen lässt: „Die Staatsanwa­ltschaft vermutet, dass der Täter aus dem direkten Umfeld der Vermissten stammt ...“

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 ??  ?? Im Haus Lengerckes­traße 10 in Wandsbek lebte Iris Schwarz.
Im Haus Lengerckes­traße 10 in Wandsbek lebte Iris Schwarz.
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 ??  ?? Auf diesem Gelände an der Liebigstra­ße wurden 1980 Kleidung und Handtasche von Iris Schwarz entdeckt.
Auf diesem Gelände an der Liebigstra­ße wurden 1980 Kleidung und Handtasche von Iris Schwarz entdeckt.
 ??  ?? Die Polizei suchte 1980 auf einem Gelände an der Liebigstra­ße.
Die Polizei suchte 1980 auf einem Gelände an der Liebigstra­ße.
 ??  ?? Polizeitau­cher suchten den Grund des Billbrookk­anals ab.
Polizeitau­cher suchten den Grund des Billbrookk­anals ab.
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An der Schenkendo­rfstraße (Uhlenhorst) befand sich Iris Schwarz’ Arbeitspla­tz.

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