So schmeckt Tils „Esel“-Pizza
Neues Food-Konzept von Schweiger: Ein Italiener hat’s getestet
Wenn es um Pizza geht, verstehe ich keinen Spaß. Denn Sie wissen es schon, Pizza ist nicht gleich Pizza, und das meiste, was man als solche außerhalb Italiens bekommt, würde jedem „pizzaiolo“in Neapel, Mailand und Co. die Tränen in die Augen treiben. Nun rühmt sich Schauspieler Til Schweiger (55) damit, original neapolitanische Pizzen zu machen. Ich habe als waschechter Italiener das neue Food-Konzept „Henry Likes Pizza“des TV-Stars in seinem Restaurant „Barefood Deli“getestet. Ein Besuch in der Hamburger City.
Wohl bemerkt, wer auf klischeevolle rotkarierte Tischdecke samt Kerze und Chianti in Strohflaschen steht, ist hier so was von falsch. Mit Erleichterung stelle ich bereits beim Reinkommen fest, dass kein Eros Ramazzotti im Hintergrund läuft. Bei aller Liebe für meinen bekannten Landsmann, ein sehr guter Start.
Das Lokal ähnelt eher einem New Yorker Loft, modern mit Stahl- und Beton-Elementen eingerichtet. An der Wand hängen private Fotos aus dem Leben des Schauspielers und das Bier heißt hier nicht Pils, sondern Tils.
Von mediterranem Flair nur ein Hauch. Das merke ich auch beim ersten Blick in die Karte. Und dennoch ist hier Italien zu spüren. Eine Extra-Karte verrät mir die 13 Pizza-Kreationen des Hauses. Neben der klassischen Margherita und einer GourmetPizza mit Garnelen, Trüffelcreme, Steinpilzen und einem Glas Champagner für stolze 29,90 Euro erregen die neun Pizzen mit dem jeweiligen Regionenund Stadt-Namen meine Aufmerksamkeit. Von Neapel bis Piemont, Apulien und Toskana: Die etwas kleinere Auswahl ist hier definitiv gut getroffen.
Doch ich bin wegen Henry hier. So heißt der mallorquinische Esel, der mit seinem ausgeprägten Geschmack Til Schweiger zum neuen Pizza-Konzept inspiriert hat. Immer wenn der 55-Jährige im Sommer auf der Terrasse seiner Finca Pizza im Steinofen für Freunde und Familie backt, kommt der Vierbeiner vorbei und futtert genüsslich mit.
An dem Abend bin ich besonders experimentierfreudig und entscheide mich für Henrys Lieblingspizza, die „Olé, olé Henry!“(12,90 Euro). Das Wichtigste bleibt dabei wie immer der Teig: Ist er nicht durch, landet er im Magen wie ein Backstein. Schmeckt er zu sehr nach Brot, wird er langweilig.
Dieser ist absolut grandios. Fluffig und auf den Punkt, (fast) wie in Neapel. Dazu kommen Crème fraîche, Chorizo-Wurst
und Paprikaschoten. Ein wenig Spanien, ein wenig Italien: Die Kombination funktioniert. Der typisch neapolitanische Boden neutralisiert die Schärfe der Wurst und die leicht säuerliche Note der Crème in Perfektion.
Meine Begleitung entscheidet sich für die rote Tropea-Pizza (13,90 Euro) mit der feurigen ’Nduja-Wurst aus Kalabrien. Die Pizza hat ohne Zweifel jede Menge Wums, die dünne Schicht öliges Fett macht sie dennoch zum Teil ein bisschen zu deftig.
Die Pizzen sind zwar nicht groß, doch die Menge überfordert uns ein wenig. Ein kleiner Tipp: Wenn Sie hier ausschließlich zum Pizzaessen kommen wollen, verzichten Sie lieber auf die Vorspeise. Für uns gab es nämlich vorweg Burrata mit Bresaola, grünen Bohnen, Zwiebeln, geschmorten Tomaten und Basilikum (11,90 Euro) und Lachstatar aus der Tageskarte (8,90 Euro). Kleines Manko: Ich bin von der einen einzigen Scheibe Bresaola auf der Frischkäse-Kugel enttäuscht. Ansonsten zwei solide und ausbalancierte Gerichte.
Dazu trinken wir den fruchtig-würzigen Weißwein Luna Grillo aus Sizilien (0,2 l, 6 Euro) und einen roten Primitivo aus Apulien (0,2l, 6,50 Euro), die tatsächlich wenig zu wünschen übrig lassen. Doch insgesamt ist die Auswahl nicht allzu breit.
Auf ein Dessert verzichten wir, dafür gönne ich mir einen leckeren Espresso zum Ausklang, der im besten italienischen Stil mit einem kleinen Gebäck und einem Gläschen Wasser dazu serviert wird. Einfach klasse.
Der Service ist den ganzen Abend freundlich und bemüht. Doch die Gäste viel zu lange auf die Rechnung warten zu lassen dürfte Chef Schweiger nicht besonders gut gefallen.