Hamburger Morgenpost

War Polizei in Halle zu langsam?

Nur ein Streifenwa­gen traf zunächst am Tatort des Terroransc­hlags ein. Innenaussc­huss diskutiert Einsatz

-

HALLE/SAALE - Hat die Polizei in Halle bei der Jagd auf Stephan B. Fehler gemacht? Nach den ersten Schüssen um 12.04 Uhr an der Synagoge dauerte es mehr als eineinhalb Stunden, bis der Attentäter festgenomm­en werden konnte.

Der Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, hatte die Polizei als zu langsam kritisiert. Es habe lediglich sieben Minuten gedauert, bis der erste Streifenwa­gen eingetroff­en sei, sagte hingegen Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU). „An dieser Zeit gibt es nichts zu beanstande­n.“

Allerdings reichte die Zeit für den Killer aus, 500 Meter weiter zu dem Dönerimbis­s zu fahren. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft, erklärte in „Bild“, nach seinen Informatio­nen sei zunächst nur ein einziger Streifenwa­gen zur Synagoge geschickt worden. Von dort fuhren die Polizisten weiter zum Dönerladen.

Dort eröffnete B. das Feuer auf die Beamten. Die schossen zurück und verwundete­n den Neonazi am Hals. Der Killer konnte mit dem Auto fliehen und geriet „außer Sicht“, so Stahlknech­t. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits andere Streifenwa­gen vor Ort waren, ist unklar. Ebenso die Frage, warum das Fluchtauto nicht durch Schüsse gestoppt wurde.

Offenbar wusste die Polizei fast eine Stunde nicht genau, wo Stephan B. sich aufhält. Erst um 13.38 Uhr konnten die Polizisten ihn auf der Bundesstra­ße 91 stellen. Zwischen dem Schusswech­sel und dem Zugriff hatte der Terrorist noch ein Ehepaar angeschoss­en.

Das Innenminis­terium in Magdeburg beantworte­te zunächst keine der Fragen. Ein Sprecher verwies lediglich auf einen Sonder-Innenaussc­huss im Landtag am Montag.

 ??  ?? Zahlreich, aber nicht schnell: Polizisten an der Synagoge.
Zahlreich, aber nicht schnell: Polizisten an der Synagoge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany