Hamburger Morgenpost

Die Zentrale der Tierquäler Behörden gehen gegen Firma LPT vor. Zahlreiche Verstöße wurden festgestel­lt

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Die Vorwürfe wiegen schwer – und sind wahr. Vergangene Woche haben die Gruppen Soko Tierschutz sowie Cruelty Free Internatio­nal unhaltbare Zustände in einem Tierversuc­hslabor bei Hamburg aufgedeckt – jetzt steht das Horror-Labor vor dem Aus!

Es geht um das Unternehme­n LPT, Abkürzung für Laboratory of Pharmacolo­gy and Toxicology. Bei einer unangekünd­igten Kontrolle hat der Landkreis Harburg das Versuchsla­bor von LPT in Mienenbütt­el (Neu Wulmstorf) durchsucht und dabei gravierend­e Verstöße gegen den Tierschutz registrier­t. „Die Käfige für die Affen sind beispielsw­eise zu klein. Genau wie die Tierschütz­er es berichtet haben“, so ein Sprecher des Landkreise­s zur MOPO.

Die Aktivisten hatten auch angeprange­rt, dass das Veterinära­mt diese Zustände in der Vergangenh­eit bei seinen Kontrollen nicht erkannt hatte. Warum nicht? „Wir arbeiten das auf“, so der Behördensp­recher, der um Erklärunge­n bemüht ist. Möglich sei etwa, dass die Tiere älter geworden oder neue Primaten hinzugekom­men sind. Bei diesen handelt es sich um Makaken – und die würden, so der Landkreis Harburg, je nach Alter unterschie­dlich große Käfige benötigen. Das sei rechtlich so geregelt. Demnach stünden Jungtieren bis zu drei Jahren nur ein Kubikmeter zur Verfügung, älteren Tieren hingegen 1,8 Kubikmeter.

Und was passiert jetzt mit den Affen? Die müssen vorerst weiter in den engen Käfigen bleiben! „Das Labor bekommt die Möglichkei­t, die rechtlich richtigen Rahmenbedi­ngungen zu schaffen und erhält zudem ein Bußgeld“, so ein Sprecher.

Laut Landkreis wurden noch weitere Verstöße festgestel­lt. So gebe es die vorgeschri­ebenen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für die Labortiere nicht. All das – und natürlich die grausamen Bilder von Katzen mit zerstochen­en Beinen und Hunden, die nach Giftversuc­hen die Böden ihrer Zwinger vollbluten – könnte nun Konsequenz­en nach sich ziehen.

„Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssten die notwendige­n Konsequenz­en schnell gezogen werden“, sagt Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) zur MOPO. Die Behörden machen jedenfalls Druck. „Der Widerruf der Tierversuc­hsgenehmig­ung wird seitens der Genehmigun­gsbehörde geprüft“, teilte das Niedersäch­sische Landwirtsc­haftsminis­terium auf MOPO-Nachfrage mit. Dann hätte die Quälerei der Hunde, Katzen und Affen endlich ein Ende.

Für das Unternehme­n LPT dürfte es jetzt auf jeden Fall ungemütlic­h werden: Die Genehmigun­gsbehörde hat bereits bei der Staatsanwa­ltschaft Lüneburg Strafanzei­ge wegen Verdachts auf strafrecht­lich relevante Verstöße gegen tierschutz­rechtliche Vorschrift­en erstattet.

Anzeige wegen Tierquäler­ei hatte zuvor schon die Soko Tierschutz erstattet, wie deren Sprecher Friedrich Mülln mitteilte.

 ??  ?? Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz: Seine Gruppe hat den Skandal aufgedeckt. Mit NATO-Draht umzäunt, von Kameras gesichert: das LPT-Tierversuc­hslabor in Mienenbütt­el Die Zentrale der Tierversuc­hsfirma LPT am Redderweg in Neugraben.
Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz: Seine Gruppe hat den Skandal aufgedeckt. Mit NATO-Draht umzäunt, von Kameras gesichert: das LPT-Tierversuc­hslabor in Mienenbütt­el Die Zentrale der Tierversuc­hsfirma LPT am Redderweg in Neugraben.
 ??  ?? Blut auf dem Boden, daneben ein leidender Hund. Heimlich gemachtes Foto aus dem LPT-Tierversuc­hslabor in Mienenbütt­el
Blut auf dem Boden, daneben ein leidender Hund. Heimlich gemachtes Foto aus dem LPT-Tierversuc­hslabor in Mienenbütt­el
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