Hamburger Morgenpost

Mario Adorf: Hauptrolle mit 89 – das war heftig

Er sagt: „Man muss wissen, wenn es reicht“

- VON SIMON KÜPPER hamburg@mopo.de Tilo Prückner

Der rote Teppich gehört ihm. Als Mario Adorf (89) das Foyer des Filmpalast­es betritt, nimmt er mit seiner Ausstrahlu­ng den ganzen Raum ein. „Aufgeregt bin ich nicht mehr. Aber neugierig“, sagt er der MOPO vor der Premiere seines neuen Streifens „Alte Bande“. Und er gibt zu: Eine Hauptrolle mit 89 Jahren – das ist anstrengen­d!

Auf der Bühne wird man Adorf, der in seiner Karriere rund 200 Filme drehte und unzählige Theaterauf­tritte absolviert­e, nicht mehr sehen. Im Juni gab er die letzte Show seines Programms „Zugabe“– das soll es gewesen sein. „Jaja. Das war’s. Ich habe ja früher auch Theater gespielt und das vor 15 Jahren aufgehört. Genauso werde ich jetzt keine Tourneen mehr machen. Man muss immer wissen, wenn es reicht“, erzählt er.

Und wie sieht es mit Filmen aus? „Da kann ja immer mal noch so ’ne kleine Rolle kommen“, sagt er mit seiner markant tiefen Stimme. Im WDR-Film „Alte Bande“ist es eine Hauptrolle. Adorf: „Mit 23 Drehtagen in fünf Wochen. Das war schon heftig.“Das müsse in Zukunft auch nicht mehr sein – „aber wenn noch was kommt ...“, lässt er sich doch ein Hintertürc­hen offen.

Schließlic­h gibt es für Schauspiel­er nie wirklich so etwas wie den Ruhestand. „Das ist doch eigentlich für uns sehr schön. Ich finde es immer sehr grausam, wenn Leute mit 65 – die noch in der besten Kraft sind – in Pension geschickt werden. Ob sie wollen oder nicht, nur weil sie das Alter erreicht haben. Das finde ich schade“, so Adorf. Als Schauspiel­er habe man Glück, da könne man diese Zahl ignorieren. „65 ist gar nix, bei 70 fängt es überhaupt erst an“, grinst Adorf. Und mit 89 spielt man noch Hauptrolle­n.

Genauer gesagt: den Ganoven „Boxer“. Seit Jahren sitzt er hinter Gittern, ist der heimliche König der JVA. Aber dann kommt es Schlag auf Schlag. Erst soll er in einen Seniorenkn­ast verlegt werden. Dann tauchen auch noch sein alter Kumpel „Wallberg“(Tilo Prückner) und „Henne“(Hermann Beyer) mit einer Überraschu­ng wieder auf. Er hat „Boxers“große Liebe aus alten Zeiten ausfindig gemacht – inklusive einer Tochter. Da gibt es nur eine Möglichkei­t: Boxer muss ausbrechen.

Nach über 40 Jahren gibt es damit eine Fortsetzun­g von „Boxer und Paganini“, in dem Adorf und (78) ein Gauner-Duo mimten. Adorf: „Tilo hat sich das immer gewünscht. Irgendwann hat er es dann geschafft. Das hat Spaß gemacht.“

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Mario Adorf spielt im WDR-Film „Alte Bande“die Hauptrolle „Boxer“.
 ??  ?? Regisseur Dirk Kummer, Tilo Prückner, Mario Adorf, Produzenti­n Anita Elsani und Lucia Keuter (v. l.) beim Dreh von „Alte Bande“
Regisseur Dirk Kummer, Tilo Prückner, Mario Adorf, Produzenti­n Anita Elsani und Lucia Keuter (v. l.) beim Dreh von „Alte Bande“
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