Luhukay muss gewin
Der Trainer muss die Spieler mitnehmen. Aktuell sitzt er fest im Sattel – seine B
Das entscheidende Spiel für den FC St. Pauli und seinen Trainer Jos Luhukay, um den Absturz aufzuhalten und die Krise nachhaltig zu überstehen, ist nicht etwa die Partie gegen Hannover und auch nicht die folgende in Regensburg. Luhukay muss nicht ein Spiel gewinnen – er muss seine Mannschaft gewinnen und sie überzeugen, dass der gemeinsame Weg noch ein erfolgreicher werden kann.
Beim Kiezklub schrillen die Alarmglocken. Wer sie nicht hört, ist entweder taub oder er hält sich die Ohren zu und singt realitätsblind dagegen an. Die Realität ist alarmierend.
St. Pauli hat sieben Pflichtspiele in Folge nicht gewonnen. Tabellenplatz zwölf täuscht darüber hinweg, dass die Hamburger nur ein Pünktchen Polster auf Relegationsplatz 16 haben.
Trainer Jos Luhukay sitzt dennoch fest im Sattel, weil er die Rückendeckung der Vereinsführung genießt. Kein Wunder, hatte sie ihn im Zuge seiner Inthronisierung im April doch als Glücksgriff und richtigen Mann für das mittelfristige Ziel Aufstieg gepriesen. Luhukays bisherige Bilanz rechtfertigt weder die Vorschusslorbeeren noch das Vertrauen und die Treue.
1,05 Punkte pro Spiel. Das ist der Schnitt von Luhukay bei St. Pauli. In bislang 20 Ligaspielen unter seiner Regie gelangen gerade einmal vier Siege. Nur vier Trainer in der Geschichte des Kiezklubs haben einen schlechteren Punkteschnitt – und keiner von ihnen erlebte mehr als 17 Spiele.
Zugegeben: St. Pauli spielt besser Fußball als unter Luhukays Vorgänger Markus
Kauczinski (Punkteschnitt: 1,43). Es ist eine Spielidee und eine Handschrift zu erkennen. Das ist wohltuend. Eine Mannschaft, die zwar recht ansehnlich spielt, aber zu wenig punktet, ist jedoch keine erfolgreiche Mannschaft.
Luhukay, der zu schonungsloser Kritik an anderen neigt und das als Ehrlichkeit und Geradlinigkeit verstanden wissen will, beschönigt seine eigene Bilanz. „Wir dürfen bis zur Winterpause fast keinen Fehler mehr machen, damit eine eigentlich gute Hinrunde nicht in eine negative Richtung kippt“, hatte der Coach vor der Niederlage in Aue gesagt. Da hatte St. Pauli längst besagte negative Richtung eingeschlagen. Die Kurve zeigt nach unten. Auch die Leistungskurve.
Der Kredit des Derbysieges, der die insgesamt mickrige Bilanz lange Zeit überstrahlte, ist aufgebraucht. Luhukay
muss liefern. Ergebnisse. So sieht es eine wachsende Zahl an Fans.
Bis heute ist es Luhukay nicht gelungen, die Mannschaft in ausreichender Quantität und Qualität hinter sich zu bringen, mitzunehmen und von seinem Weg voll zu überzeugen, geschweige denn sie richtig zu begeistern. Und: Es fehlt Vertrauen. Viele Spieler haben nicht vergessen, dass Luhukay vor dem Saisonstart öffentlich die Qualität des Kaders scharf kritisiert hatte. Wer den sportlichen Erfolg über alles stellt und auf diesem Weg konsequent, rigoros und bisweilen rücksichtslos agiert, der braucht ebendiesen Erfolg als Argument. An den fachlichen Fähigkeiten Luhukays zweifelt innerhalb des Vereins kaum jemand. Wohl aber an seiner Art der Menschenführung.