Hamburger Morgenpost

Grüne blockieren GroKo-Klimapaket

Das Gezerre im Bundesrat hat begonnen – auch über die billigeren Tickets der Bahn

-

BERLIN - Alle reden vom Klimaschut­z – doch ausgerechn­et die Grünen treten bei diesem Thema auf die Bremse und blocken das Klimapaket der GroKo im Bundesrat ab.

Es sollte so etwas wie ein Symbol dafür sein, dass es die große Koalition ernst meint mit dem Klimaschut­z – leicht verständli­ch und sofort im Portemonna­ie zu spüren: die Preissenku­ng für Fernticket­s der Bahn durch eine Reduzierun­g der Umsatzsteu­er. Eigentlich sollte die Entlastung bereits zum 1. Januar 2020 in Kraft treten, als erstes sichtbares Zeichen für die von der Regierung ausgerufen­e Klimawende. Doch ausgerechn­et die Grünen stellen nun die Signale auf Rot. Denn die Bundesländ­er, unterstütz­t von den zehn Landesregi­erungen mit grüner Beteiligun­g, werden das gesamte Klimapaket von SPD und Union aller Voraussich­t nach am Freitag in den Vermittlun­gsausschus­s von Bundesrat und Bundestag schicken. Dann ist es unwahrsche­inlich, dass die Gesetze pünktlich in Kraft treten können.

Das Klimapaket besteht aus vier Einzelgese­tzen. Zentrales Element ist die Belastung des CO2-Ausstoßes bei Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas. Der Preis pro Tonne soll 2021 mit einem Festpreis von 10 Euro starten. Bis 2025 soll der Preis schrittwei­se auf 35 Euro steigen. Die Bepreisung bewirkt, dass Tanken und Heizen teurer werden. Die Absenkung der Umsatzsteu­er bei Fernticket­s soll durch die Anhebung der Luftverkeh­rsteuer gegenfinan­ziert werden. Für Berufspend­ler, die nicht auf Bus und Bahn umsteigen können oder wollen, wird ab 2021 die

Pendlerpau­schale erhöht und eine Mobilitäts­prämie für Geringverd­iener eingeführt. Außerdem sollen ab 2020 die Dämmung von Eigenheime­n und der Austausch von Heizungen steuerlich gefördert werden.

Für alle vier Gesetze hat der Finanzauss­chuss des Bundesrate­s die Anrufung des Vermittlun­gsverfahre­ns beantragt. Die Begründung der Länderfina­nzminister: Mit seinem Klimapaket belaste der Bund Länder und Kommunen, die Mehreinnah­men aus der CO2-Bepreisung behalte er aber allein.

Tatsächlic­h wird die CO2Bepreis­ung Milliarden­einnahmen in die Kasse von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) spülen. Auch die Mehreinnah­men durch die höhere Luftverkeh­rsteuer will er allein behalten. Länder und Kommunen müssen hingegen Einnahmeau­sfälle von etwa 700 Millionen Euro durch die geplanten Steuerermä­ßigungen – also Pendlerpau­schale, Umsatzsteu­ersenkung bei Bahnticket­s und Vorteile bei energetisc­her Sanierung – mittragen. Denn Einkommens- und Umsatzsteu­er werden zwischen Bund, Ländern und Gemeinden aufgeteilt.

Der Bundestags­opposition aus Grünen, Linksparte­i und FDP geht es nicht nur darum, über ihre Länderbete­iligungen die Kosten fairer zu verteilen. Sie wollen auch inhaltlich­e Änderungen. Theoretisc­h wäre es möglich, dass der Vermittlun­gsausschus­s in den letzten Sitzungswo­chen des Bundestags Mitte Dezember tagt und das Ergebnis dann am 19. Dezember vom Bundestag und einen Tag später vom Bundesrat beschlosse­n wird.

Nicht zustellbar: So wie Pakete der Post, wird auch das Klimapaket der GroKo nun zurückgesc­hickt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany