„Die Pause war wirklich wichtig“
Maarten Devoldere, Sänger der Band Balthazar, über Solo-Projekte und Ego-Trips
Vier lange Jahre pausierte die belgische Indie-PopBand Balthazar, Solo-Projekte waren wichtiger. Doch nun ist die Zeit der EgoTrips vorbei, sagt Maarten Devoldere (31), einer der zwei Frontmänner.
MOPO: Wie fühlt es sich an, wieder mit Balthazar vereint zu sein? Maarten Devoldere: Sehr gut, obwohl die Pause wirklich wichtig war. Wir hatten so viele Jahre pausenlos Konzerte gespielt. Wenn du nie Abstand nimmst von dem, was du tust, kann es irgendwann zu einer Gewohnheit werden. Solo-Projekte sind im Gegensatz dazu ja eher Ego-Trips – aber irgendwann haben uns unsere Egos auch ermüdet (lacht).
Der größte Unterschied zwischen Ihrem Soloprojekt Warhaus und Balthazar?
Man kann sich mehr in die Dinge vertiefen, die einem wichtig sind. Ich mag die Singer/Songwriter der 60er Jahre und die Vorstellung, dass du in dem Moment, wo du ein Album auflegst, quasi im Kopf eines anderen Menschen herumwanderst. Bei Warhaus sind wir nur mit einem Camper auf Tour gegangen, ohne Roadies. Als wir dann wieder mit Balthazar aufgetreten sind, waren wir verdammt glücklich, dass wir wieder Roadies hatten. Das neue Balthazar-Album „Fever“ging direkt auf Platz 1 der belgischen Charts.
Man weiß ja nie, wie die Leute reagieren werden, aber wir waren selbst sehr glücklich damit. Es ist immer noch Balthazar, aber mit einer frischen Herangehensweise. Haben Sie die Solo-Projekte Ihrer Kollegen Jinte Deprez ( J. Bernardt) und Simon Casier (Zimmerman) verfolgt?
Wenn du dir so viele Jahre lang die Bühne teilst, erkennst du das Talent deiner Bandkollegen nicht mehr so deutlich. Aber als ich mir J. Bernardt angeguckt habe, dachte ich nur: Dieser talentierte Motherfucker! (lacht)
Jinte hat beim letzten Reeperbahnfestival gleich vier Gigs gespielt. Ihre Beziehung zu Hamburg?
Ich war 2017 beim Reeperbahnfestival. Mit Balthazar haben wir auch schon oft hier gespielt. Ich glaube sogar, dass einer unserer ersten internationalen Gigs in Hamburg war. Und auf der Warhaus-Platte gibt es diesen Song „Kreusch“, da kommt die Reeperbahn auch vor.
Sind Sie Fan der sündigen Meile?
Ja, also… (lacht), man hat diese romantische Vorstellung und dann sieht man sie das erste Mal. Aber Hamburg erinnert mich auch an unsere Heimat Gent. Es ist nicht so groß wie Berlin, man kann alles gut erreichen und die Stadt hat eine wirklich gute Atmosphäre.
Sie hatten einen speziellen Merchandising-Artikel bei Warhaus: ein Kissen mit Ihrem Konterfei. Gibt es das nun auch bei Balthazar?
Nein, das war ein typisches Beispiel für etwas, was eigentlich niemand braucht (lacht).
Solo-Projekte sind ja doch eherEgoTrips – und auf Dauer ermüdend Maarten Devoldere
DAS INTERVIEW FÜHRTE SIMONE DECKNER