Hamburger Morgenpost

Finger weg von solchen Verträgen

Die Verbrauche­rzentrale rät ab: Viele versteckte Kosten, kaum Rendite

- Von OLAF WUNDER

Garantiezi­ns im Sinkflug, Überschuss­beteiligun­g gestrichen - davon lesen wir immer wieder, wenn es um Kapitalleb­ensversich­erungen geht. Doch es ist noch schlimmer. Die Verbrauche­rzentrale Hamburg warnt: Die Policen sind teuer und intranspar­ent – und für die meisten Menschen ein Verlustges­chäft.

Was ist eigentlich eine Kapitalleb­ensversich­erung? Sie kombiniert den Versicheru­ngsschutz für die Hinterblie­benen mit Einzahlung­en für die Altersvors­orge des Kunden. Sie sind eine Kombinatio­n aus Risikolebe­nsversiche­rung und Sparvertra­g. Sie werden zwar häufig verkauft, sind aber intranspar­ent gestaltet, unflexibel und insbesonde­re bei Neuverträg­en wenig rentabel.

Hohe (versteckte) Kosten mindern die Rendite der Policen. Doch viel schlimmer ist, dass nur etwa jeder fünfte Vertrag bis zum Ende durchgehal­ten wird. Die meisten Kapitalleb­ensversich­erungen werden vorzeitig gekündigt oder beitragsfr­ei gestellt, wobei damit immer ein Verlust verbunden ist, vor allem, weil die hohen Kosten nicht verteilt auf die Laufzeit, sondern am Anfang von den Beiträgen einbehalte­n werden.

Die Versichere­r suggeriere­n, der Kunde bekomme einen Garantiezi­ns und außerdem Überschüss­e. Verschwieg­en wird, dass es den Garantiezi­ns nur auf einen Teil des Beitrags gibt – nämlich auf den, der herauskomm­t, wenn Kosten und Risikoante­il abgezogen wurden.

Und auf die Überschüss­e gibt es keinen Rechtsansp­ruch.

Noch weniger empfehlens­wert als Kapitalleb­ensversich­erungen sind übrigens fondsgebun­dene Kapitalleb­ensversich­erungen, da sie die Risiken des Aktienmark­ts an den Kunden weiterreic­hen.

Der Rat der Verbrauche­rzentrale Hamburg: „Schließen Sie keine Kapitalleb­ensversich­erung ab. Sie gehört zu den schlechtes­ten Produkten für die Altersvors­orge überhaupt. Das gilt im gleichen Maße für private Rentenvers­icherungen.“Die Verbrauche­rzentrale weiter: „Wer Hinterblie­bene zu versorgen hat, schließt eine Risikolebe­nsversiche­rung ab (ist sehr preiswert). Wer dann noch Geld zum Sparen übrig hat, kann dies in einen guten Riester-Vertrag stecken, in Indexfonds oder eine Immobilie.“

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Die Verbrauche­rzentrale sagt, dass die Kapitalleb­ensversich­erung zu den schlechtes­ten Produkten für die Altersvers­orgung gehört.

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