Dieser Künstler zerstört die Mauer – ein zweites Mal
Ungewöhnliche „Schrumpfungsaktion“mit einem Hochdruck-Sandstrahler
Der Lärm des Kompressors ist ohrenbetäubend. Ein Mann mit Gasmaske auf dem Kopf und Schutzhandschuhen bearbeitet mit einem Sandstrahlgerät ein tonnenschweres Stück Berliner Mauer. Und das ist Kunst!
Das Ergebnis ist ab Montag im Kunsthaus am Klosterwall (Hammerbrook) zu sehen.
Der Mann hinter der Gasmaske heißt Sascha. Der 40-Jährige ist Teil des Hamburger Künstler-Kollektivs „Sablage“und die Gruppe befasst sich intensiv mit Schrumpfungsprozessen. Was liegt da näher, als sich mit der 1990 verschwundenen DDR und dem damals ebenfalls geschleiften „Antifaschistischen Schutzwall“des SED-Politbüros zu beschäftigen?
Den Künstlern gelang es beim Berliner Unternehmen „Historische Bauelemente“ein 3,8 Tonnen schweres Segment der Mauer zu ergattern. Diese sind heiß begehrt und kosten zwischen 5000 und 12 000 Euro. Doch „Sablage“bekam das Teil günstig. Schon seit einer Woche
bearbeiten die „Zerstörungskünstler“das Betonteil nun schon in einer alten Fabrikhalle am Niendorfer Weg (Groß Borstel) mit dem Hochdruck-Sandstrahler.
Aktuell wiegt der Mauer-Rest noch etwa 1,3 Tonnen. Bald rückt ein Laster an und das Teil wird ins Kunsthaus neben der Markthalle geschafft. Dort beginnt am Montag die Ausstellung „Nominees“
. Eine Fachjury hat 22 Kandidaten ausgewählt, die ihre Werke zeigen. Davon erhalten dann zehn Hamburger Künstler mit abgeschlossenem Studium jeweils ein Arbeitsstipendium der Kulturbehörde.
Mit ihrer ungewöhnlichen „Schrumpfungsmauer“haben die Jungs von „Sablage“sicher gute Chancen, ein Stipendium zu ergattern.