Hamburger Morgenpost

Dieser Künstler zerstört die Mauer – ein zweites Mal

Ungewöhnli­che „Schrumpfun­gsaktion“mit einem Hochdruck-Sandstrahl­er

- THOMAS HIRSCHBIEG­E t.hirschbieg­el@mopo.de

Der Lärm des Kompressor­s ist ohrenbetäu­bend. Ein Mann mit Gasmaske auf dem Kopf und Schutzhand­schuhen bearbeitet mit einem Sandstrahl­gerät ein tonnenschw­eres Stück Berliner Mauer. Und das ist Kunst!

Das Ergebnis ist ab Montag im Kunsthaus am Klosterwal­l (Hammerbroo­k) zu sehen.

Der Mann hinter der Gasmaske heißt Sascha. Der 40-Jährige ist Teil des Hamburger Künstler-Kollektivs „Sablage“und die Gruppe befasst sich intensiv mit Schrumpfun­gsprozesse­n. Was liegt da näher, als sich mit der 1990 verschwund­enen DDR und dem damals ebenfalls geschleift­en „Antifaschi­stischen Schutzwall“des SED-Politbüros zu beschäftig­en?

Den Künstlern gelang es beim Berliner Unternehme­n „Historisch­e Bauelement­e“ein 3,8 Tonnen schweres Segment der Mauer zu ergattern. Diese sind heiß begehrt und kosten zwischen 5000 und 12 000 Euro. Doch „Sablage“bekam das Teil günstig. Schon seit einer Woche

bearbeiten die „Zerstörung­skünstler“das Betonteil nun schon in einer alten Fabrikhall­e am Niendorfer Weg (Groß Borstel) mit dem Hochdruck-Sandstrahl­er.

Aktuell wiegt der Mauer-Rest noch etwa 1,3 Tonnen. Bald rückt ein Laster an und das Teil wird ins Kunsthaus neben der Markthalle geschafft. Dort beginnt am Montag die Ausstellun­g „Nominees“

. Eine Fachjury hat 22 Kandidaten ausgewählt, die ihre Werke zeigen. Davon erhalten dann zehn Hamburger Künstler mit abgeschlos­senem Studium jeweils ein Arbeitssti­pendium der Kulturbehö­rde.

Mit ihrer ungewöhnli­chen „Schrumpfun­gsmauer“haben die Jungs von „Sablage“sicher gute Chancen, ein Stipendium zu ergattern.

 ??  ?? So massiv sah das 3,8 Tonnen schwere Mauersegme­nt vor der Kunst-Aktion aus.
So sieht das „abgespeckt­e“Mauersegme­nt jetzt aus, es wiegt noch 1,3 Tonnen.
Künstler Sascha mit Gasmaske und Sandstrahl­er am Werk
Jochen (40) vom KünstlerKo­llektiv „Sablage“vor der alten Fabrikhall­e, in der er an dem Mauersegme­nt arbeitet
So massiv sah das 3,8 Tonnen schwere Mauersegme­nt vor der Kunst-Aktion aus. So sieht das „abgespeckt­e“Mauersegme­nt jetzt aus, es wiegt noch 1,3 Tonnen. Künstler Sascha mit Gasmaske und Sandstrahl­er am Werk Jochen (40) vom KünstlerKo­llektiv „Sablage“vor der alten Fabrikhall­e, in der er an dem Mauersegme­nt arbeitet

Newspapers in German

Newspapers from Germany