„Ein Fehler Osnabrück – HSV (morgen, 18.30Uhr, Sky live) verunsichert mich nicht“
Rick van Drongelen über Selbstkritik und wechselnde Partner
VOk HSV BERICHTEN SIkON BRAASCH UND LUIS VIEIRA HEINE redAktion-sportDmopo.de
Abwehrchef, Vize-Kapitän, Meinungsführer: Rick van Drongelen ist mit seinen 20 Jahren schon einer der Bosse beim HSV. Die MOPO sprach mit dem Niederländer über zuletzt schwächere Auftritte und wechselnde Partner in der Verteidigung.
kOPO: Herr van Drongelen, was ging Ihnen durch den Kopf, als es gegen Dresden kurz vor Schluss „nur“1:1 stand, das dritte Remis in Folge drohte?
Rick van Drongelen: Ich würde nicht sagen „nur“1:1 oder „nur“Unentschieden. Gegen Wiesbaden haben wir nicht gut gespielt und das späte Gegentor bekommen – vielleicht auch zurecht. Das war unnötig aus meiner Sicht. Gegen Kiel aber haben wir lange Zeit zurückgelegen und mit zehn Mann gespielt. Dafür haben wir es gut gemacht, uns am Ende belohnt. Gegen Dresden hat jeder in der Mannschaft nach dem Gegentor gespürt: „Das gewinnen wir noch.“Jeder hat alles gegeben – und am Ende haben wir verdient gewonnen.
Die koral der kannschaft scheint also intakt zu sein.
Bei uns in der Mannschaft sind Moral und Stimmung top. Jeder kommt mit jedem gut aus. Es ist nicht so, dass wir nach einem Spiel wie in Wiesbaden verunsichert sind, wir haben immer einen klaren Plan. Das ist wichtig, für eine Mannschaft die oben mitspielen will. Wenn du keinen konkreten Plan hast, bist du zu sehr vom Glück abhängig. Dann kannst du vielleicht mal in der letzten Minute ein Spiel gewinnen, aber das wird dann sicher nicht jede Woche passieren.
In den letzten Wochen machten Sie nicht unbedingt den souver2nsten Eindruck, erlaubten sich ein, zwei Fehler, die man von Ihnen nicht kennt. Besch2ftigt Sie das nach dem Spiel?
Ich analysiere jedes meiner Spiele, gucke danach wie was passiert ist. Dann hake ich es ab, egal ob gut oder schlecht. Zuletzt war es Unkonzentriertheit. Es sind kleine, unnötige Fehler im Passspiel. Wenn ich das KielSpiel als Beispiel nehme: Es ist kurz vor der Halbzeit und wir spielen mit zehn Mann.
Und ich versuche eine Situation spielerisch zu lösen. Da dachte ich mir nach dem Spiel: „Warum versuchst du jetzt noch Fußball zu spielen, in Unterzahl, kurz vor der Halbzeit?“Da hätte ich den Ball einfach langschlagen müssen. Das sind so Momente, die ärgern mich. Sowas ist nicht nötig. Aber ich weiß, was ich leisten kann, bin davon überzeugt. Ein Fehler verunsichert mich nicht. Gegen Dresden war es wieder ein stabiles Spiel von mir.
kan vergisst oft, dass Sie erst 20 Jahre alt sind. Wie best2ndig kann man in so jungen Jahren überhaupt sein?
Ich denke, das gehört zu meinem Spiel. Ich versuche immer am Limit zu arbeiten, alles zu geben. Es sieht vielleicht nicht immer schön aus, vielleicht werde ich nie der auffälligste Spieler auf dem Platz sein. Aber ich falle in meiner Leistung auch nie krass ab. Ich bin ein Mentalitätsspieler, habe auch meine Qualitäten. Ich brauche vor einem Spiel meine geregelten Abläufe. Andere Spieler sind da anders, die brauchen Lockerheit um in ein Spiel zu kommen. Bei mir hat es sehr viel mit der Konzentration zu tun. Wenn ich das schaffe, komme ich gut in ein Spiel rein.
Sie sprechen Ihre Konzentration an. Kann man das überhaupt trainieren?
Im Spiel ist der Druck nochmal größer als im Training.
Es geht um Punkte. Jeder Fußballer hat da seine eigene Vorbereitung auf ein Spiel. Es ist Kopfsache. Das ist von Beginn an so im Fußballerleben. Damit muss man klarkommen. Für mich ist wichtig, was ich am Tag vor einem Spiel mache. Ob ich gut geschlafen habe zum Beispiel. Für mich ist ein geregelter Ablauf wichtig: gut essen, gut schlafen, gut aufwärmen – alles muss passen. Ich muss meinen Rhythmus haben. Wenn ich ein bisschen von dieser Linie abweiche, bin ich eher unkonzentriert. Aber ich denke, das ist normal.
Sie hatten in dieser Saison schon drei Partner an Ihrer Seite, erst Kyriakos Papadopoulos, dann Gideon Jung und zuletzt Ihren Landsmann Timo Letschert. Ist es schwierig, sich auf einen neuen Partner einzustellen?
Für mich ändert sich dadurch nichts. Wir haben eine klare Spielidee, einen Plan, wie wir auftreten wollen. Wir haben sehr gute Jungs in der Innenverteidigung, ich komme mit allen gut aus. Mit Timo ist es insofern einfacher zu kommunizieren, weil wir niederländisch sprechen können. Auf Deutsch muss ich auf dem Platz eher nachdenken, was ich genau sagen will. Mit Timo geht das natürlich deutlich schneller. Klar ist: Jeder
Für mich ist ein geregelter Ablauf wichtig. Ich muss meinen Rhythmus haben.
Dann kann es auch mal passieren, dass ich irgendwann nicht spiele.
will spielen, jeder kann spielen. Am Ende ist es aber nicht meine Entscheidung. kit Ewerton steht ein starker Konkurrent in den Startlöchern, der zudem wie Sie Linksfuß ist. Wie w2re es für Sie, wenn Sie mal aus Leistungsgründen auf der Bank Platz nehmen müssten?
Das ist Fußball. Gegen Kiel und Wiesbaden habe ich nicht so stabil gespielt wie vorher. Dann wollte ich unbedingt zeigen, dass ich es besser kann. Das habe ich gegen Dresden auch getan, denke ich. Aber klar kann ich verstehen, dass sich auch der Trainer Gedanken macht. Dann kann es auch mal passieren, dass ich irgendwann nicht spiele. Das ist normal,
Konkurrenz gibt es in jedem Teamsport. Ich trainiere hart, versuche gut zu spielen und hoffe natürlich, dass es nicht nötig ist, mich auf die Bank zu setzen. Aber ich hätte es auch am liebsten, dass Ewerton topfit ist und der Mannschaft helfen kann. Das verstärkt noch mehr den Konkurrenzkampf. Wir haben alle das gleiche Ziel. Wie und mit wem wir das Ziel erreichen, ist am Ende egal. Freitagabend geht es bei Flutlicht an die Bremer Brücke zum Aufsteiger Osnabrück. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Osnabrück wird sich auf uns einstellen. Das wird sicher ein anderes Spiel als gegen Dresden. Ich denke sie wollen über den Kampf kommen, versuchen über den ganzen Platz in Eins-gegenEins-Duelle zu kommen und die Räume sehr eng zu machen. Damit werden aber woanders Räume entstehen – die müssen wir nutzen. Sie kriegen zwar wenig Gegentore, aber wir fahren da hin, um zu gewinnen.