Jennifer Lopez lässt die Hüllen fallen
Sie nehmen von den Reichen und geben es sich selbst – solange, bis ein Mann die Gegenwehr ergreift
Manchmal, da reicht eine einzige Einstellung, um klar zu machen, wohin ein Film geht. In „Hustlers“kommt diese Szene schon nach wenigen Minuten. Die Beats in einem Stripclub für reiche Wall-StreetTypen dröhnen und plötzlich steht da eine umwerfende und kaum bekleidete Frau. Ramona Vegas Haut schimmert golden und ihr Spagat an der Stripstange raubt den Kerlen den Atem. Kurzum: Sie ist hier der Superstar. Das liegt auch an der Frau, die diese Stripperin verkörpert, Latino-Weltstar Jennifer Lopez.
Die Story: „Hustlers“ist ein Glamourdrama, das mit seiner warmherzigen Mischung aus Robin Hood auf Stöckelschuhen und „Ocean's Eleven“im Stringtanga zum Überraschungshit des US-Kinosommers bei Kritikern und Publikum wurde. Gerade einmal rund 20 Millionen Dollar Produktionskosten stehen allein in den USA dem Fünffachen an Ticketverkäufen gegenüber.
Erzählt wird grob die wahre
Geschichte einer Gruppe von Stripperinnen rund um die zunächst unschuldig daherkommende „Destiny“(Constance Wu aus „Crazy Rich Asians“) und um den Über-Vamp Ramona Vega. Durch die Wirtschaftskrise vor einem Jahrzehnt stimmte plötzlich die Kasse nicht mehr und die Frauen beginnen, die Kerle abzufüllen und deren Kreditkarten leerzuräumen – wie soll ein Typ schließlich erklären, was es mit diesem Zehntausende Dollar teuren Besuch im Stripclub
auf sich hat? Eines Tages geriet die Frauen-Gang aber an einen Mann, der eben kein Superreicher war, sondern sich an die Polizei wendet.
Die Kritik: Regisseurin Lorene Scafaria strickt aus der Geschichte um die Stripperinnen eine wilde Mischung aus Gangsterfilm, weiblicher Buddykomödie und Kapitalismuskritik. Nicht alles daran gelingt, dafür schwelgt der Film zu sehr in den übertriebenen Geschenken opulenter Weihnachtsfeiern und dafür hat er
am Ende zu wenig zum Verhältnis der beiden Protagonistinnen zu sagen, die sich laut Artikel im „New York Magazine“ohnehin wohl nicht ganz so nahe standen wie ihre Film-Versionen. Immerhin aber verliert der Film nie den Respekt für seine Protagonistinnen und kommt trotz viel nackter Haut niemals billig daher – mag auch die Außenwelt diese Frauen wie Objekte behandeln, der Film und seine gelungene Kameraarbeit tun es nicht. Und ganz zum Schluss, als die Party längst für alle Seiten vorüber ist, da hat Lopez’ Ramona sogar noch die klügste Wahrheit dieses rundherum unterhaltsamen Filmes parat: „Diese Stadt, dieses ganze Land ist ein Strip-Club. Manche Leute schmeißen mit dem Geld um sich und manche Leute führen den Tanz auf.“
111 Min., ab 12 J., Cinemaxx Dammtor und Harburg, Studio-Kino (OmU), UCI (alle)