Hamburger Morgenpost

Südländer bocken bei Sommerferi­en

Bayern und Baden-Württember­g lehnen Termingesp­räche ab - jetzt droht ein Stauchaos

-

BERLIN - Zoff um den Sommer-Urlaub! Viele Bundesländ­er hätten gern endlich einen variablen Starttermi­n f r die großen Ferien f r alle Bundesländ­er. Doch Bayern und Baden-Württember­g stellen sich da quer. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sagt, die Menschen im Süden könnten gar nicht anders, als im August Urlaub zu machen. „Wir haben unseren Biorhythmu­s mit den Ferien.“

Mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württember­g nehmen alle Bundesländ­er an einem „rollierend­en System“teil, das dazu führt, das die großen Ferien mal eher und mal später im Jahr anfangen. Ziel dieser Regelung ist es, die Urlaubssai­son zu verlängern. Hoteliers und Vermieter von Ferienwohn­ungen profitiere­n davon genauso wie Reisende, denen schlimmste Staus und hoffnungsl­os überlaufen­e Strände erspart bleiben.

Im Prinzip stellt niemand den Sinn der Regelung infrage. Hamburg und Berlin machen sich allerdings für eine Reform stark. Sie wollen erreichen, dass die Sommerferi­en generell erst ab 1. Juli beginnen und die unterschie­dlichen Termine der Länder enger zusammenrü­cken. Den Bewohnern der übrigen 14 Bundesländ­er blieben so die unbeliebte­n JuniTermin­e erspart, außerdem würden die jährlichen Verschiebu­ngen in den Schuljahre­n geringer ausfallen.

Doch die Südländer wollen an ihren Privilegie­n festhalten. Und da frühere Ausreden wie Erntezeit und späte Pfingstfer­ien nicht mehr so recht funktionie­ren, muss nun der bayerische Biorhythmu­s herhalten. Oder die weniger originelle Feststellu­ng von Susanne Eisenmann (CDU), Kultusmini­sterin in Baden-Württember­g: „Die bisherige Ferienrege­lung hat sich sehr bewährt.“

Der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, kann darüber nicht lachen. „Herrn Söder sei gesagt: Nicht nur die Menschen in Bayern, sondern auch in anderen Ländern haben einen Biorhythmu­s und Vorlieben, was die Ferien angeht“, sagte Beckmann dem Redaktions-Netzwerk Deutschlan­d (RND). Im Föderalism­us müsse jeder mal zurückstec­ken und einen weniger gewünschte­n Ferienterm­in in Kauf nehmen. „Bayern als Feriengebi­et profitiert doch auch davon, dass nicht alle gleichzeit­ig Ferien haben.“

Darauf könnte es hinauslauf­en, falls sich Söder weiter bockig zeigt. Hamburgs Bildungsse­nator Ties Rabe (SPD) hat bereits da-

mit gedroht, am Ende könnte jedes Land im Alleingang seine Ferienterm­ine festlegen – wenn sich die Bayern nicht verhandlun­gsbereit zeigten.

Der Deutsche Hotelund Gaststätte­nverband ist alarmiert. „Kurze Korridore für die Sommerferi­en führen zu Staus, ausgebucht­en Reiseziele­n und letztlich auch zu steigenden Preisen, da das Angebot künstlich verknappt wird”, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick dem RND. Es müsse dringend vermieden werden, dass die bevölkerun­gsreichste­n Bundesländ­er alle zur gleichen Zeit in die Sommerferi­en gingen.

NRW-Schul- und Bildungsmi­nisterin Yvonne Gebauer, die eine Reform befürworte­t, stellt sich auf langwierig­e Verhandlun­gen ein. Eine schnelle Entscheidu­ng werde es kaum geben, sagte die FDP-Politikeri­n dem RND. „Es gibt wohl viel Gesprächsb­edarf.“

 ??  ??
 ??  ?? Mit Stress in den Urlaub: Unabgestim­mte Ferienterm­ine führen zu Staus auf deutschen Autobahnen.
Mit Stress in den Urlaub: Unabgestim­mte Ferienterm­ine führen zu Staus auf deutschen Autobahnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany