Volles Vertrauen – aber wie lange noch?
Der Bilanz zum Trotz: Bosse untermauern Lob
Es liegt in der Natur der Sache, dass Präsident Oke Göttlich und seine Mitstreiter vom FC St. Pauli die von ihnen verpflichteten Andreas Bornemann (Sportchef ) und Jos Luhukay (Trainer) nach Kräften unterstützen und vor Kritik in Schutz nehmen. So zum wiederholten Mal geschehen im Rahmen der Mitgliederversammlung. Die bislang dürftige Bilanz wird offenbar als normaler Rückschritt innerhalb einer Entwicklung gewertet. Aber wie lange noch?
Der Anspruch an die eigene Mannschaft, das wurde auf der Mitgliederversammlung deutlich, ist bei St. Pauli offenbar auf ein Minimum zurückgestutzt. Für Wortbeiträge, die einen Zugewinn an fußballerischer Qualität herausstellten, gab es lautstarken Beifall. Auch Aufsichtsratschefin Sandra Schwedler ließ wissen: „Wir sehen deutlich die ersten Auswirkungen der Arbeit von Andreas und Jos und blicken positiv in die Zukunft.“Dass bisher nur drei Saisonsiege zu Buche stehen und im Fall einer Niederlage morgen im
„Krisen-Duell“(„Kicker“) gegen Hannover 96 der Absturz auf den Relegationsrang droht, war schlicht nicht Gegenstand der Einschätzungen.
Auch Göttlich untermauerte abermals seine hohe
Meinung von der sportlichen Leitung, nannte das Duo „zwei ehrgeizige, fleißige Kollegen“und dankte Bornemann und Luhukay – ebenfalls nicht neu – dafür, interne Missstände auf die Agenda gebracht zu haben, auch öffentlich: „Und so empfindlich, dies gleich als Generalkritik oder den Untergang einzelner Personen oder gar des ganzen Vereins zu sehen, sind wir auf St. Pauli nicht.“Es ist nicht das erste Mal, dass handelnde Personen von Präsidiumsseite auf einen exponierten Schild gehoben werden. Und Luhukay oder Bornemann wären nicht die Ersten, denen eine plötzliche Erdung zuteilwürde. Man frage nach bei Thomas Meggle, Ewald Lienen, Markus Kauczinski oder Uwe Stöver.
Auf der Suche nach einem Weg zur kontinuierlichen Entwicklung beim FC St. Pauli sind auch die aktuellen Verantwortungsträger bislang nicht fündiger geworden als ihre Vorgänger, die größtenteils deutlich mehr Zählbares angehäuft hatten. Punkte und Tore sind am Ende die einzig relevante Währung im Profi-Fußball. Und bei aller angestrebten Andersartigkeit: Um diesen Fakt kommt auch der FC St. Pauli nicht herum.