Mehr Frauen-Power und Klimaschutz
Anträge bei Mitgliederversammlung spät in der Nacht durchgewunken. Kein Verzicht auf Suchtmittelwerbung
Die eigene Diskussionskultur empfindet man beim FC St. Pauli als hohes Gut. Und so war es wenig verwunderlich, dass die Mitgliederversammlung vom Mittwoch bis weit in den Donnerstag hinein reichte. Was aber bleibt kleben von der über sechsstündigen Veranstaltung in der Messe-Halle B6?
Vor allem das Zahlenwerk. Es ist und bleibt beeindruckend, was aus dem Klub, über dem vor 15 Jahren noch siegessichere Pleitegeier kreisten, inzwischen geworden ist. Zum achten Mal in Folge konnte ein Gewinn vermeldet werden, diesmal waren es satte 1,56 Millionen Euro. Der Konzernabschluss ergab einen Rekordumsatz in Höhe von 55,10 Millionen Euro, zudem wurden die Verbindlichkeiten um 11,4
Millionen Euro vermindert.
Erst rund um Mitternacht wurde das Gros der Anträge behandelt, da war von den knapp 800 Stimmberechtigten vielleicht noch ein Viertel zugegen. Der Antrag auf Förderung von Frauen in allen Gremien des Klubs wurde nach viel Buhei im Vorfeld zügig durchgewunken, gleiches galt für jenen auf Erstellung eines Konzeptes zur klimaneutralen Durchführung von Heimspieltagen. Was logisch klingt, birgt indes durchaus eine komplexe Themenlage: Beim Einlauf der Mannschaften regnet es bislang immer noch Kunststoff-Konfetti, die Getränke werden teils aus Plastikflaschen in Plastikbechern ausgeschenkt – und wie wird unter diesem Aspekt mit Pyro umgegangen?
Dass zwei Anträge, die sich mit Suchtmitteln (Alkohol, Tabak, Sportwetten) und Werbung für eben jene beschäftigten, durchfielen, hatte wirtschaftliche Gründe, die vom Präsidium nachvollziehbar dargelegt wurden. Die Vereinsführung bot den Antragstellern aber einen internen Austausch und eine gemeinsame Suche nach Lösungen an.