Volksverhetzung? Rassismus-Skandal an dieser Schule
Nach Schock-Zitat in Abi-Zeitung – Der Staatsschutz ermittelt
Flüchtlinge könnten ruhig verbrannt werden – zum Beispiel zur Energiegewinnung. Diese Aussage von Schülern am Gymnasium Brunsbüttel sorgt für reichlich Ärger. In einer Abizeitung des Jahrgangs 2019 standen solche Äußerungen. Jetzt ermittelt die Staatsschutzabteilung der Polizei Itzehoe.
Seit dem 25. Juni ist das Gymnasium Brunsbüttel in Aufruhr. An diesem Tag traten zwei Lehrer an Schuldirektor Hans-Walter Thee heran. Das, was die beiden Lehrer zu sagen hatten, erschüttert das Gymnasium noch heute. Menschenverachtende Aussagen, aufgetaucht in einer Zeitung des Abi-Jahrgangs 2019, beschäftigen seither Schüler, Lehrer, Eltern – und nun auch die Staatsschutzabteilung der Polizei.
In einer 200 Seiten starken
Zeitung des letzten Abschlussjahrganges stand wörtlich dieses Zitat: „Mir sind die Flüchtlinge nicht wichtig. Die können verbrannt werden zur Energiegewinnung.“Schulleiter Thee reagiert sofort: „Ich habe unverzüglich ein Verkaufsverbot ausgesprochen, darüber hinaus haben wir in den Monaten danach viele Gespräche geführt, um Hintergründe und Verantwortlichkeiten zu klären.“
Die sofortige Auseinandersetzung Thees mit dem Fall ist dem Bildungsministerium in Kiel positiv aufgefallen. „Der Schulleiter hat sehr verantwortungsvoll gehandelt“, betont Ministeriumssprecher David Ermes gegenüber der MOPO. Das Problem: Der betroffene Schüler bestreitet, diese Aussagen getätigt zu haben, auch Lehrer und Mitschüler wollen sich an die Zitate, die es in die Abi-Zeitung geschafft haben, nicht erinnern.
Schulleiter Thee sucht intern das Gespräch, hofft, alles aufarbeiten zu können, doch er stößt an seine Grenzen. Denn: Die Zeitung wird von den Schülern geleitet und hat nichts mit der Schule zu tun. Dabei soll es sehr chaotisch zugegangen sein, die Schüler wären mit der Produktion der Zeitung überfordert gewesen, so Thee. Nach Informationen der MOPO bestreiten weitere Schüler, dass sie Aussagen gemacht haben, die ihnen in der Zeitung zugeschrieben werden.
Der Fall zieht immer größere Kreise. Mittlerweile ist die Staatsschutzabteilung der Polizei mit dem Fall befasst, bestätigt Carsten Ohlrogge, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe, der MOPO. Es seien Strafanzeigen bei der Polizei eingegangen. „Im Raume steht hier insbesondere der Tatvorwurf der Volksverhetzung gemäß Paragraf 130 StGB.“
Andreas Wohlert ist der Anwalt des beschuldigten Ex-Schülers. Wohlert ist sich zu 100 Prozent sicher, dass sein Mandant diese Zitate nicht getätigt hat. Der Staatsschutz habe sich bisher weder bei ihm noch bei seinem Mandanten gemeldet.
Er sei maßlos bestürzt gewesen, als er von den Vorwürfen erfuhr, sagt Schulleiter Thee. Er findet: „Der Jahrgang hat es eigentlich nicht verdient, mit diesen Zitaten in Verbindung gebracht zu werden.“Thee muss, was die Aufklärung angeht, nun auf Hilfe von außen hoffen.
Mir sind die Flüchtlinge nicht wichtig. Die können verbrannt werden zur Energiegewinnung. Zitat aus der Abizeitung 2019