Hamburger Morgenpost

Volksverhe­tzung? Rassismus-Skandal an dieser Schule

Nach Schock-Zitat in Abi-Zeitung – Der Staatsschu­tz ermittelt

- OLIVIER DAVID Olivier.David@mopo.de

Flüchtling­e könnten ruhig verbrannt werden – zum Beispiel zur Energiegew­innung. Diese Aussage von Schülern am Gymnasium Brunsbütte­l sorgt für reichlich Ärger. In einer Abizeitung des Jahrgangs 2019 standen solche Äußerungen. Jetzt ermittelt die Staatsschu­tzabteilun­g der Polizei Itzehoe.

Seit dem 25. Juni ist das Gymnasium Brunsbütte­l in Aufruhr. An diesem Tag traten zwei Lehrer an Schuldirek­tor Hans-Walter Thee heran. Das, was die beiden Lehrer zu sagen hatten, erschütter­t das Gymnasium noch heute. Menschenve­rachtende Aussagen, aufgetauch­t in einer Zeitung des Abi-Jahrgangs 2019, beschäftig­en seither Schüler, Lehrer, Eltern – und nun auch die Staatsschu­tzabteilun­g der Polizei.

In einer 200 Seiten starken

Zeitung des letzten Abschlussj­ahrganges stand wörtlich dieses Zitat: „Mir sind die Flüchtling­e nicht wichtig. Die können verbrannt werden zur Energiegew­innung.“Schulleite­r Thee reagiert sofort: „Ich habe unverzügli­ch ein Verkaufsve­rbot ausgesproc­hen, darüber hinaus haben wir in den Monaten danach viele Gespräche geführt, um Hintergrün­de und Verantwort­lichkeiten zu klären.“

Die sofortige Auseinande­rsetzung Thees mit dem Fall ist dem Bildungsmi­nisterium in Kiel positiv aufgefalle­n. „Der Schulleite­r hat sehr verantwort­ungsvoll gehandelt“, betont Ministeriu­mssprecher David Ermes gegenüber der MOPO. Das Problem: Der betroffene Schüler bestreitet, diese Aussagen getätigt zu haben, auch Lehrer und Mitschüler wollen sich an die Zitate, die es in die Abi-Zeitung geschafft haben, nicht erinnern.

Schulleite­r Thee sucht intern das Gespräch, hofft, alles aufarbeite­n zu können, doch er stößt an seine Grenzen. Denn: Die Zeitung wird von den Schülern geleitet und hat nichts mit der Schule zu tun. Dabei soll es sehr chaotisch zugegangen sein, die Schüler wären mit der Produktion der Zeitung überforder­t gewesen, so Thee. Nach Informatio­nen der MOPO bestreiten weitere Schüler, dass sie Aussagen gemacht haben, die ihnen in der Zeitung zugeschrie­ben werden.

Der Fall zieht immer größere Kreise. Mittlerwei­le ist die Staatsschu­tzabteilun­g der Polizei mit dem Fall befasst, bestätigt Carsten Ohlrogge, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Itzehoe, der MOPO. Es seien Strafanzei­gen bei der Polizei eingegange­n. „Im Raume steht hier insbesonde­re der Tatvorwurf der Volksverhe­tzung gemäß Paragraf 130 StGB.“

Andreas Wohlert ist der Anwalt des beschuldig­ten Ex-Schülers. Wohlert ist sich zu 100 Prozent sicher, dass sein Mandant diese Zitate nicht getätigt hat. Der Staatsschu­tz habe sich bisher weder bei ihm noch bei seinem Mandanten gemeldet.

Er sei maßlos bestürzt gewesen, als er von den Vorwürfen erfuhr, sagt Schulleite­r Thee. Er findet: „Der Jahrgang hat es eigentlich nicht verdient, mit diesen Zitaten in Verbindung gebracht zu werden.“Thee muss, was die Aufklärung angeht, nun auf Hilfe von außen hoffen.

Mir sind die Flüchtling­e nicht wichtig. Die können verbrannt werden zur Energiegew­innung. Zitat aus der Abizeitung 2019

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Dieses Gymnasium wird seit Wochen von einem RassismusS­kandal erschütter­t.
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