Ein Trump engagiert sich fürs Klima
istKoch und Cousin des US-Präsidenten. Für ihn hat er eine Botschaft
Man lasse Leinsamen zehn Minuten im Wasser quellen; man püriere schwarze Bohnen, Haferflocken, Misopaste mit Kräutern; man brate Champignons an und forme alles mit Schalotten, Knoblauch, Walnüssen zu einer Patty-Masse. Für die Garnitur vegane Mayo, Tomaten, Salat, Essiggurken und Brötchen – das ist der Trump Zero Burger. „Der Donald isst doch gern Burger“, sagt Sven am Telefon. „Jetzt hat er eine vegane Variante.“
Der Koch Sven Trump ist ein Cousin des US-Präsidenten Donald Trump; siebten oder achten Grades, so genau weiß man das nicht. Unter Familienforschern aus Funk, Presse und Fernsehen ist die Blutlinie zwischen Kallstadt (Rheinland-Pfalz) und New York trotzdem ein Fakt. Nahe am Fake hingegen wäre die Meldung: „Trump engagiert sich für den Umweltschutz und kommt zum Weltklimagipfel.“Der beginnt am kommenden Montag in Madrid – ohne Donald, dafür mit Sven.
Sven Trump (37) hat früher für ein Bioweingut gearbeitet, und bei einer „lustigen Weinprobe“hat er ein paar Mitarbeiter
von der Berliner Werbeagentur Scholz & Friends kennengelernt, er nennt sie heute „seine Kumpels“. Und so entstand die lustige Kampagne: „Trump for Climate“.
Natürlich gibt es auch Accounts auf Twitter und Instagram, wo Sven und seine Kumpels sich direkt an @realDonaldTrump richten: „Donald, die Leuchter in deinem Hotel in Washington DC sind wunderschön. Aber funktionieren die mit Energiesparlampen?“Geliket hat der Präsident nicht mal das Rezept für den Trump Zero Burger.
Sven Trump ist sich bewusst, dass er nicht „Müller, Meier, Schmitt“heißt; er hat ja selbst erlebt, wie die Medienindustrie in seinem Weindörfchen Kallstadt einrückte, nachdem Donald Trump 2015 seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt hatte. „Vorher war Trump der reiche Mann aus Amerika, der den Trump Tower hingestellt hat“, sagt Sven Trump. „Jetzt hat der Name einen leicht negativen Touch.“
Zur ganzen Geschichte gehört eine zweite Kumpelebene, und auf der stehen Scholz & Friends und die gemeinnützige Stiftung myclimate, nach Selbstauskunft „ein führender Anbieter für freiwillige CO2Kompensation“. Die Idee: Wer etwa mit dem Flugzeug von Berlin nach Madrid reist, produziert 0,678 Tonnen Kohlenstoffdioxid, und wer dann, wie myclimate vorschlägt, 19 Euro spendet, ermöglicht den Einkauf von „effizienten Kochern für Frauen in Kenia“.
Früher hat Sven Trump auch im Einzelhandel gearbeitet und sah das, was einen normalen Konsumenten verwehrt bleibt: „Die unglaubliche Masse an Verpackung und Plastik, die täglich verbraucht wird in den Supermärkten.“Trump kaufte nur noch Glasflaschen, begann sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Als Koch hatte er bereits im ersten Ausbildungsjahr gelernt, dass man den Deckel auf dem Topf lässt, will man Energie sparen.
Sven Trump recherchierte viel im Internet, fand myclimate, das eine führte zum anderen. Als Kopf der Kampagne würde er seinen Cousin gern fragen: „Meinst Du das wirklich ernst? Glaubst Du das oder ist es nur Teil deiner populistischen Strategie, um deine Wähler nicht zu verärgern?“
Ein Treffen ist eher unwahrscheinlich. Auch nicht beim Weltklimagipfel in Madrid, wo Sven Trump ab nächster Woche seine veganen Burger braten wird. Abschlussfrage: Werden Sie mit der Bahn oder dem Flugzeug anreisen? Das wollte Sven Trump nicht verraten.