„Wir müssen gieriger werden“
Der Stürmer spricht im Interview über die aktuelle Torflaute beim HSV und erinnert sich an seine Drei-Tore-Show in Sandhausen
Beim HSV treffen die Stürmer nicht mehr. Das soll sich am Sonntag beim nächsten Spiel in Sandhausen wieder ändern. Angreifer Lukas Hinterseer tritt die Reise mit einem guten Gefühl an. Die MOPO sprach mit dem 28jährigen Österreicher über Tore, Druck, Krise und Lösungen für den Angriff.
MOPO: Herr Hinterseer, können Sie sich noch an den 17. März 2018 erinnern? Lukas Hinterseer:
Ja, damals habe ich mit Bochum in Sandhausen gespielt und drei Tore geschossen. Das war ziemlich cool. Wir lagen schon 0:2 zurück. Die meisten Spiele in Sandhausen sind bei diesem Ergebnis eigentlich durch. Dass wir noch 3:2 gewonnen haben, war ein besonderer Moment für mich. Es war bislang auch das einzige Mal, dass ich auswärts als Profi drei Tore in einem Spiel erzielt habe. Das sind schöne Erinnerungen. Insofern freue ich mich, dass ich am Sonntag mal wieder im Stadion von Sandhausen bin.
Zuletzt standen die Stürmer beim HSV in der Kritik. Sie sind aktuell mit vier Toren und drei Vorlagen auf dem Papier der beste Angreifer der Hamburger. Sind Sie zufrieden?
Es kommt immer schnell Kritik auf, wenn die Stürmer nicht treffen. Mich lässt das aber relativ kalt. Ich gebe in jedem Training und in jedem Spiel alles, habe in der Liga bislang vier Tore gemacht. Wir haben Stand jetzt 29 Punkte geholt – und dass nicht, weil nur die Stürmer immer getroffen haben. Bei uns haben viele Spieler Qualitäten in der Offensive. Das zeigt doch auch die Tatsache, dass wir schon elf verschiedene Torschützen haben. Wenn man aber mal zwei Spiele verliert und vorne die Durchschlagskraft fehlt, kommt schnell eine Stürmerdiskussion auf. Ich bin aber schon so lange dabei und weiß, dass es
auch ganz schnell wieder anders gehen kann.
Ihr letztes Tor für den HSV haben Sie beim 1:1 am 21. Oktober in Bielefeld erzielt. Das ist ganz schön lange her.
Das hört sich für einen Stürmer natürlich erst mal blöd an. Ich habe das aber auch schon in Ingolstadt oder Bochum erlebt. Du triffst halt manchmal nicht. Dann bist du der Depp, eine Woche später stehst du plötzlich genau richtig auf dem Platz, schiebst einen Abpraller in das leere Tor und bist ganz schnell wieder der Held. Das ist so bei einem Stürmer. Bei mir kam jetzt noch dazu, dass ich gerade verletzt war, zwei Spiele verpasst habe und drei Wochen gar nicht mit der Mannschaft trainieren konnte. Erst jetzt bin ich wieder beschwerdefrei.
Spüren Sie beim HSV als Stürmer einen ganz besonderen Druck?
Ich habe einen Anspruch an mich selbst. Der Druck, der von außen kommt, beeinflusst mich gar nicht. Ich bin seit zehn Jahren Profi. Ich kann das alles ganz gut einschätzen.
Am Anfang der Saison hat der HSV noch viel Spektakel geboten, seit dem 6:2 gegen Stuttgart läuft es nicht mehr wirklich rund. Haben sich die Gegner auf die Spielweise des HSV mittlerweile besser eingestellt?
Klar haben uns die Gegner mittlerweile noch genauer analysiert. Wenn der HSV mit dem besten Torverhältnis der Liga als Gegner kommt, macht man sich natürlich viele Gedanken, wie man diese Mannschaft stoppen kann. Ich würde jetzt nicht sagen, dass jemand da einen Code entschlüsselt hat. Es ist generell einfach schwer, gegen tief stehende Mannschaften zu spielen, da läuft man gefühlt immer gegen eine Wand an. Die Gegner haben gesehen, dass es so gegen uns klappen kann. Wir müssen jetzt neue Lösungen finden. Daran arbeiten wir in jedem Training. Mehr Zielstrebigkeit und Konsequenz bei den Angriffen hatte Trainer
Dieter Hecking zuletzt gefordert. Kann man Tore auch erzwingen?
Das sagt man immer gerne. Am Anfang war es so, dass wir viele unserer Tore ansehnlich herausgespielt haben. Das klappt gerade nicht immer. Vielleicht müssen wir mehr aus der zweiten Reihe schießen, noch mehr flanken und dann um die zweiten Bälle kämpfen. Wir müssen gieriger werden. Das hat der Trainer mit uns besprochen.
Ist der HSV nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge schon in der Krise?
Wir sind natürlich überhaupt nicht mit den zwei Niederlagen zufrieden. Wir stehen aber auch immer noch auf Platz zwei. Wir unterschätzen die Situation nicht, haben jetzt zwei Spiele Punkte liegengelassen. Es wird alles immer enger in der Tabelle. Es gibt im Laufe der Saison aber einfach Hochs und Tiefs. Jetzt haben wir gerade mal ein kleines Tief. Natürlich müssen wir uns auch immer wieder hinterfragen. Wir können uns sicher mehr und bessere Chancen herausspielen als zuletzt, auch in der Defensive müssen wir es wieder besser machen. Die Gegner machen es aber auch nicht schlecht. Viele meinen immer, Heidenheim muss man als HSV schlagen. Das ist unser Los, damit müssen wir umgehen können. Letztendlich spielt Heidenheim aber nicht umsonst oben mit. Die haben Qualität und machen einen guten Job. Sandhausen wird ähnlich.
Was ist das Ziel bis zur Winterpause?
Ich bin kein Fan von Prognosen, aber natürlich will jeder bei uns das Maximum herausholen. Ich kann nur sagen: Es wird brutal schwer. Spiele in Sandhausen und in Darmstadt – da gibt es nichts Unangenehmeres um die Jahreszeit. Da muss man keinen wachrütteln. Das wird purer Kampf.