Hamburger Morgenpost

Notaufnahm­e voll gesperrt

Raymund Wittmann hat ein Recht auf Ausbildung

- DG/RÜGA

Wegen eines Rohrbruchs ist gestern Morgen die Notaufnahm­e des Kinderkran­kenhauses an der Liliencron­straße gesperrt worden. Zunächst ging man davon aus, dass man den Schaden durch einfaches Abstellen des Wassers in Griff bekäme. Später wurden dann Fachleute hinzugezog­en. Die in dem Gebiet zuständige­n Feuerwehre­n konnten die Klinik für mehrere Stunden nicht anfahren. Um 14.30 Uhr dann die Entwarnung: „Alles ist wieder frei“, teilte eine KlinikSpre­cherin mit.

SOZIALGERI­CHT durch einen Geburtsfeh­ler geistig leicht behindert. Lesen und Schreiben fällt ihm schwer, trotzdem hat er sogar den Hauptschul­abschluss geschafft, träumt davon, eine Ausbildung zum FachLageri­sten zu machen. Die Rentenvers­icherung Nord jedoch hatte ihn als erwerbsunf­ähig eingestuft.

Mit seiner erfolgreic­hen Klage vor dem Sozialgeri­cht hat Wittmann nun eine wichtige Hürde auf dem langen Weg zu einem Ausbildung­splatz genommen: Die Rentenvers­icherung, die ihm bisher jede Integratio­nsfähigkei­t absprach, hat anerkannt, dass er Anspruch auf Hilfe bei der Integratio­n in den Arbeitsmar­kt hat: „Die Entscheidu­ng, dass dem Kläger keine Integratio­nsleistung­en zustehen, wurde zurückgeno­mmen“, so Sozialgeri­chtssprech­er Peter Winter.

Unter den Zeugen war Ex-„Hartz IV“-Rebellin und Linke Inge Hannemann, die Wittmann seit 2006 beim Job-Center betreut hat und ihm bereits eine Ausbildung­sstelle in Aussicht gestellt hatte – bevor sie selbst erkrankte.

Als Inge Hannemann seinen Fall 2006 beim JobCenter für Schwerbehi­nderte übernommen hat, vermittelt­e sie dem jungen Klienten von der Veddel mehrere Praktika, brachte ihn schließlic­h mit einem inklusiven Betrieb zusammen: „Er hätte dort eine Ausbildung mit ausbildung­sbegleiten­den Hilfen machen können“, so Hannemann gegenüber der MOPO, „die schriftlic­he Prüfung hätte er mündlich ablegen können.“ Dann sei sie selbst langfristi­g erkrankt, und ihr Nachfolger habe die Maßnahme ohne Begründung beendet und den ehrgeizige­n Klienten in Rente geschickt: „Das Job-Center hat sich rausgewund­en und ist den einfachste­n Weg gegangen“, so Hannemann, die bis 2017 für die Linke in der Bürgerscha­ft saß.

Ihr einstiger Klient wird nach dem Erfolg vor dem Sozialgeri­cht nun gemeinsam mit der Rentenvers­icherung ein Konzept entwickeln, welche Behinderte­nwerkstätt­en und Praktika geeignet sind als Vorbereitu­ng für die erträumte Ausbildung.

Bis er tatsächlic­h eigenes Geld verdient, bleibt Raymund Wittmann durch die Rente abgesicher­t.

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