MATHIS NEUBURGER
m.neuburger@mopo.de
Kiel, Bremen, Hannover, Schwerin, Rostock: Die Bauern-Proteste rollen wieder an – und zwar mit Demos und Verkehrsbehinderungen in diversen Städten im Norden! Anlass der bundesweiten Proteste mit Tausenden Traktoren ist der Beginn der Grünen Woche. Auf zahlreichen Bundesstraßen versammelten sich Treckerfahrer zu Sternfahrten in größere Städte. Pendler müssen sich auf Verkehrsbehinderungen einstellen.
Zu den Protesten aufgerufen hat die Bauern-Initiative „Land schafft Verbindung“. Die Landwirte demonstrieren für die Interessen der Agrarbetriebe und gegen aus ihrer Sicht zu harte Umweltschutzvorgaben. Für heute ist in Berlin zum zehnten Mal eine Demonstration der Initiative „Wir haben es satt!“geplant, an der sich
PROTEST
Umwelt- und Tierschützer sowie Landwirte beteiligen wollen.
In den Morgenstunden haben gestern auch in Niedersachsen die Proteste begonnen – Traktoren sind auf dem Weg zu Demonstrationen in Hannover und Bremen. Zu der Kundgebung in Hannover werden mehr als Landwirte mit ihren zeugen erwartet.
Allein in Bremen waren bereits gestern 1600 Landwirte in der Stadt, weitere auf dem Weg dorthin. Mehrere Straßen wurden gesperrt, es kam zu Staus. In Hannover sind viele Straßen 2500 Fahrin der Innenstadt komplett mit Treckern zugeparkt. Staus und Behinderungen auch in Kiel, hier waren gestern bereits Hunderte Trecker in der Stadt.
In Stuttgart sind 1000 Landwirte zu einer Sternfahrt angemeldet. In Nürnberg erwarten die Veranstalter bis zu 10 000 Teilnehmer. In Rheinhessen wollen sich 1000 bis 2000 Fahrzeuge an einer Traktorenkette beteiligen, ebenso in Dresden. Proteste sind zudem in Schwerin, Rostock, Magdeburg und Halle angekündigt.
Die Landwirte kritisieren unter anderem die geplante Verschärfung der Düngeverordnung. Der Protest richtet sich gegen das Agrarpaket der Bundesregierung, das etwa ein staatliches TierwohlLabel und ein Aktionsprogramm Insektenschutz mit Einschränkungen beim Pestizide-Einsatz vorsieht.
Grünen-Chef Robert Habeck äußerte Verständnis für die Proteste. „Die Bauern und Bäuerinnen leiden selbst unter dem System“, sagte er RND. „Die Förderpolitik der EU und die Exportorientierung der Wirtschaft setzen darauf, dass sie immer mehr zu immer kleineren Preisen produzieren. Da schmälert jede neue Verordnung die Einnahmen, mit der sie ihre Familien ernähren oder Schulden begleichen müssen.“
Schon zehn Minuten bevor es losgeht, kommt Ilka Bessin am Donnerstagabend auf die Bühne der Markthalle, geht auf Tuchfühlung mit ihrem Publikum. „Ich will gern wissen, wer da ist“, sagt die Komikerin.
Ein paar Mädels, die Ilka Bessin am Tag zuvor im Schuhladen kennengelernt hat, ein Steuerberater im Anzug, der noch schnell eine
Portion Chili con Carne löffelt und eine Schwangere, der Bessin von ihrem Bühnenhelfer Sören eine Schale Obst bringen lässt – der Start spiegelt gesamten den Abend. Es geht familiär und gemütlich zu, immer wieder interagiert die ehemalige „Cindy aus Marzahn“-Mimin äußerst sympathisch mit ihren Gästen.
In der Pause dürfen die Zuschauer ihr SMS schreiben, die sie anschließend vorliest und kommentiert. Dazwischen erzählt sie launig und mit viel Selbstironie vom Älterwerden, von ungewollten Kletter-Akten in zu hohen Badewannen und davon, dass sie ein „Nasenschwitzer“sei. Oder von Sex im Alter – mit Beißschiene, Atemmaske, Küchenmaschine, Wischmopp, Reismilch und Eiswürfeln.
Einige Leute im Publikum kriegen sich vor Lachen kaum noch ein. Selbst die Comedienne muss ab und zu lachen – etwa wenn sie ihre eigene Initiative gegen das Aussterben des BoskoopApfels schildert („Ich kacke Apfelkerne in den Garten!“).
Am Ende singt sie noch ein Lied für und über ihren verstorbenen Papa. Sehr emotional. Und so endet der Abend wie er begonnen hat: familiär.
Muss auf der Bühne auch selbst lachen: Ilka Bessin (Archivfoto)