Hugh Grant: Ich bin gern der Widerling
Im MOPO-Interview scherzt er über die Kinder, das Alter, die Rollen
Seinen jugendlichen Charme, den er neben Sandra Bullock in „Ein Chef zum Verlieben“, Julia Roberts in „Notting Hill“oder Renée Zellweger in „Bridget Jones“ausspielte, hat Hugh Grant (59) sich sehr wohl erhalten. Zugegeben, seitdem haben sich ein paar kleine Fältchen und graue Haare in seinen Look eingeschlichen. Die größte Veränderung bei dem Gentleman in den besten Jahren ist jedoch seine Rollenwahl. Der neueste Film heißt zwar passend „The Gentlemen“(ab 27. Februar im Kino), aber Hugh Grant ist darin ein fieser Privatdetektiv, der sein Wissen über die Sünden anderer an die Boulevardpresse verscherbelt.
MOPO: Sie mögen sich in einer solchen Rolle?
Hugh Grant: Es zieht mich mit zunehmenden Jahren zu Widerlingen hin. Je abstoßender, desto besser.
Dabei waren Sie früher immer so ein netter Kerl.
So hat mich das Publikum gesehen. In Wahrheit war ich das nie. Ich habe eine Vorstellung abgegeben. Von wegen Mister Sympathiebolzen.
Sie werden im September 60. Wie feiern Sie den Geburtstag?
Ich reise in die Schweiz. Da gibt es eine Klinik namens „Dignitas“, wo
ich mein Leben beende. Die machen das sehr sanft (grinst). Das mag zwar ein bisschen negativ klingen, aber so plane ich zu feiern.
Gott sei Dank hören das Ihre Kinder nicht. Sie haben fünf im Alter von zwei bis acht. Wie ist das für einen nicht mehr ganz jungen Vater?
Total ermüdend. Mit 59 fünf Kinder im Haus zu haben, das bedeutet – das habe ich herausgefunden –, du kannst dir keinen Hangover mehr erlauben. Das Gute ist, dass Leute manchmal zu mir sagen, ich sei in den letzten Jahren als Schauspieler besser geworden. Warum? Ich glaube, es liegt an den Kindern. Weil ich sie so lieben kann. Ist das nicht rührend? Ich fühle, dass ich offener geworden bin und mich weniger verstecke.
Ich predige ihnen Disziplin. Du musst da durch, wenn das Leben es dir schwer macht. Tu nichts des Geldes wegen. Geh arbeiten. Aber ich weiß nicht, wie ich meine verwöhnten Kids zwingen kann, das zu tun ... Vielleicht mit der Peitsche.
Mal im Ernst, wie sehen Sie sich als Vater?
Ich versuche, ein junger Vater zu sein, der leider im Körper eines alten Mannes steckt. Das ist ganz schön gemein. Aber es ist es wert. Man braucht eine Familie. Ich glaube, ich hatte mich davor zu einem beängstigenden Golf-süchtigen Junggesellen entwickelt. Und jetzt bin ich froh, seinen Rücken zu sehen.
Letzte Frage: Natürlich war das mit der Sterbehilfe in der Schweiz nur ein Witz. Aber wo würden Sie gerne Ihren Lebensabend verbringen?
Wissen Sie, ich war immer ein wenig neidisch auf den („Lolita“-Autor) Vladimir Nabokov, wie der die letzten 10 oder 20 Jahre am Genfer See verbracht hat. In einem Grand Hotel, mit seiner Frau. Weil er das Geld dazu hatte. Ich glaubte, das wäre ein friedlicher Platz, und ich sehe mich im geistigen Auge, wie ich über den See schaue und Schmetterlinge fange.