„Wir lernen Dinge mehr zu schätzen“
In der 18. Folge ist Eliane Steinmeyer, Geschäftsführerin des Großmarkts Hamburg, zu Gast
„Leben mit Corona“heißt der tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Wir sprechen mit Leuten, die beruflich oder auch persönlich durch das Virus betroffen sind: mit Kulturtreibenden, Gastronomen, Freiberuflern, Krankenschwestern, Pastoren, Sportlern und Unternehmern, Müttern, Vätern, Omas oder Singles. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In Folge 18 spricht PR-Profi Lars Meier mit Eliane Steinmeyer, Geschäftsführerin des Großmarkts Hamburg.
Lars Meier: In den Supermärkten sind die Regale bei bestimmten Produkten ständig leer. Ist das im Großmarkt auch gerade so? Eliane Steinmeyer:
Es gibt absolut alles, und es ist keinerlei Engpass da. Was wir in den letztenein,zweiWochengesehen haben, waren die anfänglichen logistischen Probleme. Wir haben durch die Schließung von Hotels und Restaurants eine Verschiebung vom gewerblichen Konsum hin zum privaten. Dadurch, dass viele im Home Office sind und Restaurants
geschlossen, verbrauchen die Endverbraucher direkt mehr. Dazu kam eine gewisse Verunsicherung bei den Verbrauchern, als sich diese ganzen Schließungen abzeichneten. Inzwischen sieht man ja, dass die Versorgung mit Lebensmitteln funktioniert. Da muss man sich keine Sorgen mehr machen und das haben die Verbraucher auch verstanden.
Was ist bei Ihnen gerade der größte Renner bei der Nachfrage?
Zitrusfrüchte, da ist im Moment
eine Wahnsinnsnachfrage. Das sind Produkte, die mit sehr hohem Vitamin-CGehalt in Verbindung gebracht werden, und da ist tatsächlich eine deutlich gestiegene Nachfrage.
Sie haben besondere Sicherheitsmaßnahmen. Hat sich da etwas verändert?
Es gibt Regeln, wer auf das Gelände darf und wer nicht. Da haben wir keine Veränderungen vorgenommen. Wir haben ein paar Einschränkungen hinsichtlich der Führungen
über den Großmarkt. Die haben wir im Moment natürlich eingestellt, um Kontakte weiter zu reduzieren. Was wir auch nicht machen, sind Dreharbeiten in der Großmarkthalle. Wenn, finden solche Dreharbeiten vor der Halle statt, um die Abstandsregelung besser einhalten zu können. Wir haben in Eigenregie ein kleines Handyvideo gedreht. Da haben wir versucht, mit den in der Großmarkthalle aktiven Personen die wesentlichen Fragen, die sich auch für die Verbraucher gestellt haben, zusammenzufassen und ein bisschen etwas zu erzählen.
Welche Einschränkungen erleben Sie für sich privat?
Wenn man das Berufliche wegnimmt, wo es ganz, ganz viele Veränderungen gegeben hat, sind es im privaten Bereich natürlich die fehlenden Kontakte zu Freunden und Bekannten. Wir können nicht mehr zum Sport, das geht alles nicht. Wir sind insofern noch ganz glücklich dran, weil wir außerhalb Hamburgs wohnen und ein Haus mit einem Garten haben, also jederzeit rauskönnen. Auch das Thema Abstand
halten ist auf dem Dorf viel einfacher. Aber es ist schon so, dass es fehlt, einfach mal zu Freunden fahren zu können. Aber da müssen wir alle durch, und das werden wir auch schaffen.
Wie diszipliniert sind die Leute im Alten Land?
Es ist tatsächlich diszipliniert. Man merkt es auf den Märkten und auch, wenn man zum Supermarkt fährt. Überall werden die Abstände eingehalten, und es funktioniert ziemlich gut.
Gibt es für Sie persönlich eine positive Erkenntnis in dieser Krise?
Was ich festgestellt habe, ist, dass das Thema Digitales sich weiter verbreitet. Und ich glaube, wir alle lernen viele Dinge wieder mehr zu schätzen, die wir vorher als selbstverständlich angesehen haben: Bewegungsfreiheit, das Treffen mit Freunden, spontan mal hier und da hingehen oder jederzeit ins Restaurant zu können. Das sind Dinge, die wir hinterher wieder sehr viel mehr schätzen werden, als wir das bisher getan haben.
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