Hamburger Morgenpost

In Osteuropa bröckelt der Rechtsstaa­t

- MARINA KORMBAKI politik@mopo.de

Siehe da: EU-Mitgliedst­aaten haben sich an EURecht zu halten. Das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs ist wahrlich keine Überraschu­ng. Die Rechtmäßig­keit des 2015 per Mehrheitsv­otum zustande gekommenen Beschlusse­s, 160 000 Geflüchtet­e von Italien und Griechenla­nd aus in der gesamten EU zu verteilen, stand nicht infrage. Dennoch säten Polen, Ungarn und Tschechien Zweifel, indem sie die Aufnahme einiger weniger Flüchtling­e als Gefahr für die nationale Sicherheit ablehnten.

Sosehr sich die sogenannte Flüchtling­skrise von der Corona-Krise unterschei­den mag, eines haben sie doch gemeinsam: Sie legen schonungsl­os offen, wie gegensätzl­ich man im Westen und im Osten des Kontinents über die liberale Demokratie denkt. Die Möchtegern­autokraten Viktor Orbán und Jarosław Kaczynski schränken den Einfluss von Parlamente­n, Justiz und Medien massiv ein. Und der Rest der EU schaut der Erosion grundlegen­der Pfeiler von Rechtsstaa­tlichkeit inmitten des Staatenbun­des in Schockstar­re zu. Europa leidet am Schwund gemeinsame­r Überzeugun­gen und geteilter Werte. Was bleibt, um die EU zusammenzu­halten?

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