Corona-Zoff um Haseloff
Sachsen-Anhalts erster Mann lobt Ost-Autorität
BERLIN - Empörung nach den jüngsten Äußerungen von Sachsen-Anhalts CDU-Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Der Politische Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, kritisiert die jüngsten Äußerungen Haseloffs zum Umgang der Ostdeutschen mit der Corona-Krise. „Die Corona-Bekämpfung ist keine Frage von Ost und West“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Es war der ostdeutsche Freiheitsdrang, der die Mauer zum Einsturz gebracht hat, nicht der AutoritätenGehorsam.“Kellner mahnte den CDU-Politiker: „Anstatt alte Mauern in den Köpfen wieder hochzuziehen, gilt es nun, geschlossen (…) das Virus zu bekämpfen.“Kellner stammt selbst aus Ostdeutschland
– aus Gera in Thüringen.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), sagte dem RND: „Auch die freiheitliche Demokratie lebt davon, dass ihre Autoritäten anerkannt werden. Das ist wichtig. Aber es ist etwas völlig anderes als das, was in einem totalitären Regime wie der ehemaligen DDR verlangt wurde. Das war Gehorsam. Heute ist es Vernunft. Die ist schwerer zu erarbeiten, aber nötig.“Wanderwitz warnte davor, die Parallele zur DDR unreflektiert an Jüngere weiterzugeben.
Haseloff hatte der „Welt“mit Blick auf die Krise gesagt, es gebe im Osten weniger Verstöße gegen die Kontaktbeschränkungen als im Westen. Staatliche Autorität werde auf dem Gebiet der ehemaligen DDR offenbar stärker akzeptiert als in der alten Bundesrepublik, wo die Individualrechte aus gutem Grund immer hochgehalten und auch stark gelebt worden seien. „Aber im Moment dienen die Freiheitsbeschränkungen ja der Rettung von Menschenleben. Diese kollektive Botschaft ist im Osten angekommen, weil sie vernunftgemäß nachvollziehbar ist.“
Das war Gehorsam. Heute ist es Vernunft. Marco Wanderwitz (CDU), Ostbeauftragter der Bundesregierung