Schon wieder: Historische Villa vor Abriss
Sieben neue Stadthäuser sollen entstehen
Das Villen-Sterben in Hamburg geht offenbar weiter. Nachdem eine GründerzeitVilla in Hohenfelde abgerissen wurde, ist nun auch eine frühere Direktoren-Villa in Alsterdorf bedroht. Ein Investor will dort sieben neue Stadthäuser bauen – doch eine Initiative von Bewohnern der Siedlung stemmt sich dagegen.
In Hamburg soll erneut ein Stück Geschichte dem Erdboden gleichgemacht werden. Dieses Mal ist die Villa an der Alsterdorfer Straße 386 betroffen. Dort, wo früher Direktoren der Alsterdorfer Anstalten wohnten, sollen nun sieben schicke Stadthäuser errichtet werden.
Sieben „moderne Architekten-Stadthäuser“, wie die verantwortliche „Tomczak Bauträger GmbH“die Häuser auf der eigenen Website nennt, mit einer Wohnraumfläche von jeweils 180 Quadratmetern sollen entstehen. Vielen Anwohnern ist das Vorhaben ein Dorn im Auge. Für den Erhalt des historischen Gebäudes haben sie deshalb eine Initiative gegründet. Marietheres Spallek
ist Sprecherin der Initiative, die gegen den Abriss kämpft: „Mir liegt der Bau sehr am Herzen“, betonte sie gegenüber dem „Hamburger Wochenblatt“. Von den geplanten Neubauten sei sie kein Fan: „Die fügen sich nicht in die Umgebung ein. Es wird zu viel. Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder. Der Verkehr in unserer Spielstraße wird zunehmen.“Das zuständige Bezirksamt Nord könne wenig tun, wie Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz gegenüber der MOPO erklärte: „Der Abbruch eines alten Gebäudes ist oftmals bedauerlich, kann jedoch nicht immer durch die Bezirksämter verhindert werden.“
Nach den Informationen des Bezirksamts gelte im Falle des Gebäudes in der Alsterdorfer Straße 386 kein Denkmalschutz oder andere städtebauliche Erhaltensverordnungen. Doch es gebe noch Hoffnung. „Es ist noch keine Entscheidung zum Bauantrag gefallen, da sich dieser noch in der Prüfung befindet“, sagte WernerBoelz.
Der Hamburger Denkmalverein ist ebenfalls gegen den Abriss und hofft, dass das Vorhaben noch verhindert wird: „Man muss nicht immer zwangsläufig neu bauen“, sagte die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt. Die Erhaltung der Gebäude bewahre auch die in ihnen gespeicherte „graue Energie“, spare wertvolle Ressourcen und vermeide CO2Ausstoß. Ihrer Meinung nach „dürfen Hamburgs Qualitäten nicht durch Quantitäten im Wohnungsbau geopfert werden“.
Wird das Vorhaben umgesetzt, geht neben der Gründerzeit-Villa in Hohenfelde, einer Villa in der Fährhausstraße auf der Uhlenhorst und dem 2014 abgerissenen „weißen Haus von Nienstedten“, wo sich einmal im Jahr Hamburgs Politiker, Unternehmer und Künstler trafen, ein weiteres Stück Hamburger Geschichte verloren.