RIO DE JANEIRO -
Sie könnte Leben retten
Es gibt sie noch in Zeiten der CoronaKrise: die guten Nachrichten, die fast von einem Wunder berichten. Von neuem Leben statt vom Tod.
Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gehört zu den reichsten Unternehmern der Welt, er liebt eine Frau, die fast 50 Jahre jünger ist als er – und er wird noch einmal Vater im stattlichen Alter von 89
Ist eine Handy-App das Werkzeug, das man braucht, um das öffentliche Leben trotz Covid-19 kontrolliert wieder anlaufen zu lassen? Forscher arbeiten mit Hochdruck an dieser Technologie. Zum ersten großen Test tritt das Wachbataillon des Verteidigungsministeriums an.
Die Julius-Leber-Kaserne in Berlin, das Wachbataillon des Verteidigungsministeriums hat hier seine Heimat: Im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind stehen die Soldaten mit Atemmasken und Nummern auf der Brust bereit, wie Bilder zeigen. Die „Garde der Bundesrepublik“hilft in Flecktarn.
Auf Freiflächen und in Gebäuden prüfen Wissenschaftler mit einem ersten größeren Feldversuch, was eine neue Tracking-App in der Praxis bedeutet. Was auf dem verschlossenen Militärgelände probiert wird, könnte ein Baustein für die Rückkehr zur Normalität in Deutschland werden.
Wichtig ist den Forschern aus 17 Instituten, die an der Entwicklung des europäischen App-Projekts PEPP-PT mitwirken, dass die Privatsphäre der Nutzer gewahrt bleibt und auch keine Bewegungsprofile erstellt werden.
Festgestellt wird also nicht, wo sich jemand aufgehalten hat, sondern welche Mobiltelefone wann und wie lange in der direkten Umgebung seines Mobiltelefons waren. Der Nutzer wird nur erfahren, dass er sich in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten hat, aber nicht, wie der Infizierte heißt und wo er wohnt.
Technisch setzt das Projekt auf der BluetoothTechnologie auf, die bereits im Einzelhandel verwendet wird, um Kunden auf Sonderangebote in der Nähe aufmerksam zu machen. Hat man die App installiert, sendet das Smartphone regelmäßig per Bluetooth eine ID, quasi wie ein kleiner mobiler Leuchtturm. Gleichzeitig lauscht die App auf die ID-Signale der anderen Nutzer, die sich in der Nähe befinden. Befinden sich zwei Anwender in der Reichweite des anderen, tauschen sie ihre IDs aus und speichern sie verschlüsselt lokal ab. Damit unterscheidet die App sich von den asiatischen Pranger-Apps, die das gesamte Datenpaket an staatliche Stellen melden.
Bei aller Freiwilligkeit: Ihre volle Wirkung entfaltet eine solche Anwendung nur dann, wenn möglichst viele Smartphone-Nutzer mitmachen. Denn was nützt der Supermarkt-Kassiererin die App auf ihrem Handy, wenn die an Covid19 erkrankte Aushilfe, die die Regale aufgefüllt hat, die Stopp-Corona-App nicht heruntergeladen hat? Gar nichts.
Wer die App nutzt, hätte allerdings auch einen Vorteil. Denn es ist zu erwarten, dass derjenige, der darüber eine anonyme WarnNachricht erhält, eher getestet wird als jemand, der einfach nur besorgt ist und bloß über Halskratzen klagt. Auch wenn es – angesichts der begrenzten TestKapazitäten – auch hier wohl keine Garantie geben wird.
Die App könnte Leben retten: Auch ältere Menschen, die selbst kein Smartphone haben, würden profitieren. Weiß ein Familienmitglied dank der App darüber Bescheid, vielleicht selbst infiziert zu sein, vermeidet es den Kontakt eher. Und bringt sie nicht in Gefahr.
Die Bundeswehr, die in wenigen Tagen das Szenario für eine Übung mit der App auf die Beine gestellt hat, ist ein guter Partner für den Versuch. Sie besitzt eine große Fläche und Leute, die das Exerzieren auf Befehl gewohnt sind.
Eine finale Entscheidung, dass die jetzt in Berlin getestete App am Ende dann auch die Anwendung sein wird, die von der Bundesregierung ausgewählt wird, steht noch aus. Vieles deutet aber darauf hin. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer ließ jetzt wissen, Kanzleramtsminister Helge Braun halte dieses Projekt für „sehr vielversprechend“.
Zum Zeitplan machte sie keine konkreten Angaben. Aus den beteiligten Ressorts hieß es, eine Entscheidung „nach Ostern“oder „bis Ende April“sei wahrscheinlich. Inzwischen haben auch der Digitalverband Bitkom und der Chaos Computer Club öffentlich kundgetan: Solange die Freiwilligkeit und eine Speicherung von Daten, die „dezentral, anonym und sparsam“ist, gewährleistet seien, spreche nichts gegen eine solche App.