„Es ist alles fernab von der Realität“
In der 34. Folge des Podcasts ist Eva Neugebauer, Gründerin und Geschäftsführerin von „Frischepost“, zu Gast
„Leben mit Corona“heißt der tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Wir sprechen mit Leuten, die beruflich oder auch persönlich durch das Virus betroffen sind: mit Kulturtreibenden, Gastronomen, Freiberuflern, Krankenschwestern, Pastoren, Sportlern und Unternehmern, Müttern, Vätern, Omas oder Singles. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In Folge 34 spricht PR-Profi Lars Meier mit Eva Neugebauer, der Gründerin und Geschäftsführerin von „Frischepost“.
Lars Meier: Der „Spiegel“zählt Sie zu den Gewinnern der Corona-Krise. Sehen Sie das auch so? Eva Neugebauer:
Mittlerweile muss ich dem zustimmen. Am Anfang habe ich das noch nicht so ganz gesehen, weil wir auch viele Firmenkunden beliefern, die erst mal alle weggefallen sind. Dann haben wir uns sehr schnell auf Privatkunden fokussiert und kontaktlose Lieferung angeboten. Da haben wir sehr stark unsere Verantwortung gesehen in Zeiten dieser Krise. Und das läuft für „Frischepost“sehr gut und gewinnbringend.
Wie hat sich das in den vergangenen vier Wochen verändert?
Unser Umsatz hat sich knapp verdreifacht, obwohl der Firmenkunden-Umsatz weggebrochen ist. Unsere Privatkunden haben sich versiebenfacht, das ist wirklich absurd. Das war eine ganz spezielle Situation.
Wie fühlt man sich denn als Gewinner in so einer Krise?
Ich fühle mich nicht als Gewinner, das ist das falsche Wort. Es war auch für uns eine wahnsinnig turbulente und anstrengende Zeit und auch wir stehen im Ungewissen, weil wir nicht wissen, was jetzt kommt. Es trifft uns privat ja genauso. Man hat gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken. Wir freuen uns natürlich über
Eva Neugebauer von „Frischepost“wurde in der 34. Folge von Lars Meier, Geschäftsführer der Gute Leude Fabrik, interviewt.
solche Erfolge, aber selbst da haben wir nicht die Zeit, das richtig zu realisieren.
Gibt es Anlässe, auf die Sie wegen der Corona-Krise verzichten?
Ich wollte eigentlich dieses Jahr heiraten. Ich glaube eher nicht, dass das funktionieren wird. Es ist einfach eine ganz besondere Situation gerade. Was ich am meisten vermisse, ist, bei diesem
Wetter einfach rauszufahren und mich mit vielen Freunden zum Grillen zu treffen. Ich würde mich freuen, mal wieder mehr Leute zu sehen. Das ist wahrscheinlich das, was den meisten fehlt.
Fahren Sie täglich noch ins Büro?
Am Anfang war ich die ganze Zeit vor Ort, dann war ich zwei Wochen im Homeoffice. Jetzt bin ich wieder so ein bisschen am Wechseln. Wir versuchen natürlich, den Kontakt so gut es geht zu reduzieren, aber irgendwann ist es wichtig, mit dem Team mal vor Ort zu sein.
Was ist für Sie das bestimmende Gefühl in dieser Corona-Zeit?
Absurdität. Es ist alles fernab von der Realität und ein sehr komisches Gefühl. Ich fühle mich nicht als Gewinner der Krise, es ist alles einfach ein bisschen surreal.
Wie sehr haben Sie persönlich Angst vor dem Virus?
Ich bin ein sehr optimistisch denkender Mensch und gehe immer erst vom Besten aus. Daran denke ich eigentlich nicht. Klar kann es mich auch treffen, aber dann würde ich auch optimistisch sein, dass ich das gut wegstecke, ich bin jung. In dem Fall sehe ich eher meine Verantwortung, Menschen nicht anzustecken, die es vielleicht nicht so einfach wegstecken könnten.
Was glauben Sie, was von Corona übrig bleiben wird?
Die Sensibilisierung für Gesundheit bleibt auf jeden Fall da. Ich glaube, im Trubel des Alltags vergisst man oft, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein. Dieser Stellenwert wird noch einmal stärker in den Vordergrund rücken. Aus praktischer Perspektive merken wir, dass vielen aus unserem Team das Homeoffice guttut und sie konzentrierter arbeiten können. Ich glaube, da werden vielleicht auch die ein oder anderen Dinge hängen bleiben.
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