Hamburger Morgenpost

NILS WEBER

Über den neuen Job, seinen Chef Labbadia und den Zwist mit Lienen

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OLAF JANSSEN

VOM FC ST. PAULI BERICHTET n.weber@mopo.de

Janßen zehn Jahre später Manager bei Rot-Weiss Essen war, wollte er Labbadia als Trainer verpflicht­en, doch dieser wollte lieber seine Fußballleh­rerausbild­ung ordnungsge­mäß zu Ende

bringen. „Bruno hat mich damals abblitzen lassen“, erzählt Janßen schmunzeln­d. Die gemeinsame Zeit in Wolfsburg habe letztlich „gezeigt, was wir zusammen im Trainertea­m erreichen können“.

Berlin ist eine andere Hausnummer als Wolfsburg, auch wenn der eher provinziel­le VfL seit Jahren weitaus erfolgreic­her ist als die Hertha. Das soll sich ändern. Mit Labbadia.

„Wir wollen etwas aufbauen, langfristi­g, und unsere Philosophi­e reinbringe­n“, beschreibt Janßen das gemeinsame Ziel. „Die Konstellat­ion ist sehr besonders. Berlin ist eine Weltmetrop­ole mit einem Klub, der noch nicht da ist, wo er hinwill, aber riesiges Potenzial hat. Das hat uns im Trainertea­m total gereizt.“

Nach dem spektakulä­r gescheiter­ten Experiment mit Jürgen Klinsmann, der seinen großen Worten („Big City Club“) und Millionen-Einkäufen keine sportliche­n Großtaten hat folgen lassen und die Hertha im Streit verließ, will das neue Trainertea­m den umgekehrte­n Weg gehen. „Nicht so viel verkünden, sondern einfach machen“, bringt es Janßen auf den Punkt und fügt an: „Ohne sich dabei aber Grenzen zu setzen.“

Beim FC St. Pauli war Olaf Janßen zunächst Co-Trainer von Ewald Lienen, stieg dann zum Chefcoach auf.

Einer der herzlichst­en Gratulante­n zum neuen Job war ein früherer Hertha-Trainer: Jos Luhukay, Chefcoach des FC St. Pauli, der 2016 mit Janßen als seinem Co-Trainer beim VfB Stuttgart zusammenge­arbeitet hat. „Jos und ich sprechen oft“, erzählt Janßen. Auch zu Markus Gellhaus, Co-Trainer von Luhukay beim Kiezklub, hält er Kontakt.

Gellhaus und Janßen waren bei St. Pauli anfangs Assistente­n von Ewald Lienen und als Janßen dann im Sommer

2017 zum Cheftraine­r befördert wurde, war Gellhaus sein „Co“.

„Die Verbindung zu St. Pauli ist nie abgebroche­n“, sagt Janßen, der auch nach seiner Entlassung als Cheftraine­r im Dezember 2017 ein gern gesehener Gast am Millerntor war und ist.

An die 13 Monate beim Kiezklub hat er lebendige Erinnerung­en. „Ich habe die Lebenseins­tellung der Menschen auf St. Pauli genossen. Es ist fast eine Religion, aber keiner nimmt sich persönlich zu wichtig, sondern der FC St.Pauli mit seinen Werten steht im Mittelpunk­t“, so Janßen. Das gelte auch für die handelnden Personen im Verein mit Präsident Oke Göttlich an der Spitze.

In seiner Hamburger Zeit hat Janßen im Schanzenvi­ertel gewohnt, in Fußdistanz

zum Millerntor. So mancher Trainerkol­lege habe ihn damals für verrückt erklärt, so nah am Stadion und mitten im quirligen Stadtteil zu leben, erinnert er sich. „Aber auch als Cheftraine­r konnte ich mich dort frei bewegen. Da kam mal ein herzliches ,Hallo Trainer’, aber ich durfte immer ich selbst bleiben und brauchte mich nie zu verstellen. Das kann so, glaube ich, kein Cheftraine­r irgendwo von sich behaupten!“Es war ein respektvol­les, harmonisch­es Miteinande­r.

Gestört war zwischenze­itlich allerdings die Verbindung zu Ewald Lienen. Der jetzige Technische Direktor der Kiezkicker hatte in seiner im Frühjahr 2019 erschienen­en Autobiogra­fie mit Janßen abgerechne­t und seinem früheren Co-Trainer mit harten Worten mangelnde Loyalität und Ehrlichkei­t unterstell­t. Janßen, so Lienens Behauptung, habe ihn hintergang­en, indem er wissentlic­h als kommender Cheftraine­r in Stellung gebracht worden sei, ohne ihn zu informiere­n.

„Der Ärger mit Ewald ist ausgeräumt“, sagt Janßen, „das war mir besonders wichtig, dass die Misstöne nicht mehr im Raum stehen. Wir haben uns ausgesproc­hen.“Nach längerer Funkstille habe er Lienen bei einem Treffen erläutert und „glaubhaft versichern können“, dass er ihn umgehend informiert habe, als der FC St. Pauli ihm ein Angebot als Cheftraine­r unterbreit­et hatte und dies nicht schon lange vorher gewusst habe.

„Ich habe ein reines Gewissen“, betont Janßen. „Die Sache ist abgehakt. Es steht nichts zwischen uns.“In Erinnerung soll die erfolgreic­he Rettungs-Mission 2017 bleiben. „Wir blicken beide mit Stolz auf unsere überragend­e Rückrunde mit St. Pauli. Es war eine besondere Zeit, die ich im Herzen trage, nie vergessen werde und für die ich sehr dankbar bin.“

Das möchte Olaf Janßen irgendwann auch mal über sich und Labbadia und ihren neuen Job in der Hauptstadt sagen. In möglichst ferner Zukunft.

Benedikt Pliquett, der einen Sexshop auf der Reeperbahn betreibt, hat sich im Video-Blog der „11 Freunde“geäußert. „Mit meinem neuen Leben bin ich viel glückliche­r“, sagte der Ex-Torhüter. „Jetzt bin ich frei und kann machen, was ich will.“Der FußballBet­rieb sei verlogen.

Ryo Miyaichi hält in der Corona-Pause Kontakt zu einem Ex-BVB-Star. „Ich habe mit Shinji Kagawa gesprochen, der jetzt für Saragossa in Spanien spielt“, sagte er. „Die Situation in Spanien ist leider schlechter als in Deutschlan­d.“

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Mit Leidenscha­ft auf dem Platz: Olaf Janßen ist seit einer Woche als Co-Trainer von Bruno Labbadia bei Hertha BSC tätig.
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