Was passierte mit dem Vatikan-Mädchen?
37 Jahre nach dem Verschwinden von Emanuela Orlandi wird die Suche nach ihr eingestellt
VATIKANSTADT - Es ist einer der rätselhaftesten Kriminalfälle Italiens – und wird es wohl für immer bleiben! Der Vatikan hat die Ermittlungen zum mysteriösen Verschwinden der 15-jährigen Emanuela Orlandi nach fast 37 Jahren eingestellt. Dabei hatte ihre Familie verzweifelt darauf gehofft, endlich Klarheit zu bekommen.
Am Nachmittag des 22. Juni 1983 ging Emanuela, Tochter eines Vatikan-Hofdieners,
zur Musikschule. Nur 500 Meter weit war der Fußweg, auf dem sie am helllichten Tag spurlos verschwand. Das schüchterne Mädchen wurde seit diesem Tag nie wieder gesehen. Für ihre Familie ein bis heute andauernder Albtraum.
Über Jahrzehnte gab es immer wieder Hinweise, immer wieder Verschwörungstheorien. Im vergangenen Sommer wurden zum wiederholten Mal Gräber geöffnet – dieses Mal auf dem Pilgerfriedhof der Vatikanstadt. Emanuelas Familie hatte einen anonymen Brief erhalten, darin der Hinweis auf den Campo Santo Teutonico – und der Satz: „Schaut dahin, wohin der Engel schaut“. Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Verschwinden schöpfte die Familie wieder Hoffnung.
Zwei Gräber und eine Gebeinkammer gegenüber einem Friedhofsengel aus Marmor wurden geöffnet. Forensiker stellten Tausende Knochensplitter sicher, die Untersuchung und Zuordnung der menschlichen Überreste dauerte bis jetzt. Und das Ergebnis ist keine Erleichterung für die Familie: Keiner der Knochen konnte Emanuela zugeordnet werden. Für den Vatikan Grund genug, die Akte jetzt zu schließen. Doch keine Frage: Emanuelas Familie wird weiter nach ihr suchen.