Alleingänge schaden uns allen
Bodo Ramelow musste am Dienstag wieder ein paar Federn lassen. Von der Ankündigung des thüringischen Ministerpräsidenten, am 6. Juni alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, war in Erfurt keine Rede mehr. Stattdessen wurde die Entscheidung im Kabinett verschoben. Richtig so. Wo die Zahl der Neuinfektionen bei oder nahe null liegt, lassen sich Grundrechtseingriffe zwar kaum mehr begründen, aber trotzdem lag Ramelow so falsch wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu Beginn der Krise, als er den Superlockdowner gab.
Was in einem Land getan und lauthals verkündet wird, strahlt in die Öffentlichkeit aller anderen 15 Länder aus, verunsichert Bürger und setzt politische Akteure unter Druck. Lockerungen, wie sie dem LinkenPolitiker vorschweben, könnten überdies sehr rasch negative Folgen für Nachbarn haben. Schließlich ist Thüringen keine Insel. Es reicht ein Blick auf die jüngsten Infektionsherde in Hessen und Ostfriesland, um zu erkennen, wie fragil die Lage ist. Ja, wir haben weiter die Chance, gut durch die Krise zu kommen – wenn wir zusammenbleiben.