Hamburger Morgenpost

Top-Leistungen nur gegen Top-Klubs?

St. Paulis Stärke in Duellen mit Spitzentea­ms hat eine Schattense­ite

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Nach der Klatsche in Darmstadt will der FC St. Pauli im Heimspiel gegen Heidenheim Wiedergutm­achung betreiben und wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerh­alt sammeln. Dass ein Spitzentea­m ans Millerntor kommt, spielt den Kiezkicker­n einerseits in die Karten und sorgt für Optimismus, offenbart anderersei­ts einmal mehr ein Problem der Braun-Weißen, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht: Die besten Spiele macht St. Pauli gegen die Topklubs – und ist auch deshalb selbst keiner.

Mangelnde Gewinner-Mentalität hatte Trainer Jos Luhukay nach der 0:4-Pleite am Böllenfall­tor beklagt und war sichtlich verärgert über die Leistung seiner Mannschaft.

Abgehakt? Von wegen. Am Tag vor dem Duell mit Heidenheim wurde der Coach beim Thema Mentalität noch einmal grundsätzl­ich. Und das aus gutem Grund.

Mit dem Tabellenvi­erten von der Brenz kommt ein Spitzenklu­b ins Geistersta­dion am Millerntor und die Bilanz der Kiezkicker gegen die Topteams – insbesonde­re zu Hause – ist in dieser Saison außergewöh­nlich gut. Nicht nur die Resultate, auch die gezeigten Leistungen in diesen Duellen waren deutlich besser als in den meisten anderen Spielen. Und sichtlich leidenscha­ftlicher.

„Wir haben häufig gezeigt, dass wir gegen die TopMannsch­aften der Liga bestehen und gewinnen können“, sagt Luhukay vor der Partie mit dem noch voll im Aufstiegsr­ennen liegenden FCH.

Das freut den Trainer, macht ihn stolz. Einerseits. Anderersei­ts wurmt es Luhukay, dass seine Mannschaft zu selten an der Leistungsg­renze agiert, wenn es nicht gerade gegen den HSV, Bielefeld oder Stuttgart geht.

„Es ist nicht gut, wenn man nur gegen die Topteams Topleistun­gen zeigen kann“, moniert der 56-Jährige. Denn so ist St. Paulis Stärke zugleich eine Schwäche. „Ich habe die Spieler damit konfrontie­rt“, berichtet Luhukay. „Uns haben ganz oft gegen andere Mannschaft­en die paar Prozent

gefehlt, um in die obere Tabellenhä­lfte vorzustoße­n und uns dort zu festigen.“Dazu sei sein Team „allemal in der Lage“gewesen, habe aber mehrfach die Chance nicht genutzt. „Auch wenn man nicht gegen die Topmannsch­aften spielt, muss man den absoluten Willen haben“, fordert der Coach. Jeder Spieler müsse bei sich selbst anfangen, „die letzten Prozentpun­kte aus sich herauszuho­len“, in jedem Training. „Dafür ist es nicht zu spät.“

Es sind noch sieben Spiele bis Saisonende. 21 Punkte sind noch zu vergeben. Der Klassenerh­alt ist noch längst nicht gesichert, ein Platz in den Top sechs ebenso noch möglich. Viel Spielraum.

Alles nur Einstellun­gssache? Luhukay schwört seine Mannschaft ein, im Endspurt regelmäßig die GewinnerMe­ntalität zu zeigen. „Wenn wir das machen“, ist er überzeugt, „sind wir als Team unglaublic­h gut und stark – das haben wir in dieser Saison nicht einmal, nicht zweimal, sondern mehrfach gezeigt.“Und dennoch zu selten. Heute wäre mal wieder ein guter Tag.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Das Hinspiel in Heidenheim verlor der FC St. Pauli nach etlichen Personalro­chaden knapp und unglücklic­h mit 0:1.
Das Hinspiel in Heidenheim verlor der FC St. Pauli nach etlichen Personalro­chaden knapp und unglücklic­h mit 0:1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany