Hamburger Morgenpost

Bismarcks kuriose Halsbänder

Versteiger­ung soll Tausende Euro bringen:

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Mindestens 8000 Euro sollen sie jeweils bringen, die beiden Hundehalsb­änder, die heute bei einem Münchner Auktionsha­us unter den Hammer kommen. Dabei sind sie schon etwas abgenutzt. Umso edler ihre Herkunft: Kein Geringerer als der Reichsgrün­der Otto Fürst von Bismarck (18151898) hat sie für seine geliebten Deutschen Doggen angeschaff­t. Und diese legendären „Reichshund­e“sorgten 1878 beinahe für eine internatio­nale Krise!

Bismarck war total vernarrt in diese imposanten Tiere. Schon als Student in Göttingen hielt er so einen Hund. Internatio­nales Aufsehen erregte dann 1878 Bismarcks Auftritt mit seiner Dogge „Tyras I“beim Berliner Kongress. Das Tier hatte Bismarck nach dem Attentat auf seine Person 1874 in Bad Kissingen vom Grafen Holnstein geschenkt bekommen – als „Bodyguard“sozusagen!

Beim besagten Kongress in Berlin reagierten die internatio­nalen Staatsmänn­er mit Befremden, als Bismarck mit seinem vierbeinig­en Begleiter erschien. Dann kam es zu einem kuriosen Zwischenfa­ll. „Tyras I“ging auf den russischen Außenminis­ter Gortschako­w los! Der blieb zwar unverletzt, musste sich aber eilig umziehen, weil der Hund ihm die Hose zerfetzt hatte. Die Meldung jedenfalls ging um die Welt, und die Dogge wurde berühmt. Das Tier starb 1889 unter weltweiter Anteilnahm­e.

Und genau von diesem „Reichshund“stammt das jetzt bei „Hermann Historica“

in München angebotene Lederhalsb­and. Der Name „Tyras“ist mit vergoldete­n Metallperl­en aufgestick­t. Kaiser Wilhelm II., der selbst eher Dackel bevorzugte, schenkte Bismarck prompt den Nachfolger „Tyras II“.

Das zweite Halsband, das nun versteiger­t wird, stammt von der letzten Dogge, die Bismarks besaß: „Rebeckchen“. Das Halsband ist aus Neusilber und mit dem Hundenamen graviert, außerdem ziert das fürstliche Wappen das Halsband.

Neben den Halsbänder­n kommt am Donnerstag auch eine weiß-gelbe Offiziersm­ütze Bismarcks als Chef des Kürassier-Regiments „von Seydlitz“zur Versteiger­ung. Der Ausrufprei­s beträgt stolze 15 000 Euro.

Alle drei historisch­en Gegenständ­e stammen ursprüngli­ch aus dem Bismarck-Museum in Schönhause­n/Altmark. Hier an der Elbe war der Geburtsort Bismarcks und das Museum wurde dort noch zu seinen Lebzeiten 1891 eröffnet. Nach 1949 übernahm die DDR das Museum.

2011 entschied das Verwaltung­sgericht Magdeburg, dass die Bestände an die Familie Bismarck zurückzuge­ben sind. Seitdem tauchen immer mal wieder Dinge aus Bismarcks Besitz bei Auktionen auf. Der Hauptsitz der fürstliche­n Familie ist heute das Schloss Friedrichs­ruh am Sachsenwal­d vor den Toren Hamburgs.

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 ??  ?? Reichskanz­ler Otto von Bismarck mit einer seiner geliebten Doggen
Reichskanz­ler Otto von Bismarck mit einer seiner geliebten Doggen
 ??  ?? Das Halsband links aus Neusilber stammt von Dogge „Rebeckchen“, das Teil aus Leder rechts trug Reichshund „Tyras I“.
Das Halsband links aus Neusilber stammt von Dogge „Rebeckchen“, das Teil aus Leder rechts trug Reichshund „Tyras I“.
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