Shopping-Frust: So trostlos sieht es in der der City aus Von MARVIN WENNHOLD und PATRICK SUN
Die Passagen: fast menschenleer. In den Geschäften: nichts los
Seit mehreren Wochen schon haben die Geschäfte in der Innenstadt wieder geöffnet – durch die Corona-Beschränkungen ist die Shopping-Laune bei den Hamburgern aber weiterhin sehr gedämpft. Ein Grund dafür sind laut Handelsverband Nord die Hygienemaßnahmen, wie etwa die Maskenpflicht.
„Es ist wirklich ein Drama“, sagt die Verkäuferin eines Tabakwarengeschäfts im Hanseviertel. Die Passage ist, wie alle Ladenpassagen und Straßen in Hamburgs Innenstadt, Anfang der Woche fast menschenleer. Nur vereinzelt laufen Passanten an den Geschäften vorbei; überall hängen Rabattschilder an den Schaufenstern.
Laut Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord hängt die gesunkene Shopping-Laune vor allem mit den vielen Hygieneanforderungen zusammen: „Es wird aktuell viel von den Kunden verlangt. Sie müssen in den Passagen und Geschäften eine Maske tragen und immer schauen, wo sie langgehen dürfen“, sagt Nolte im Gespräch mit der MOPO. Jedes Geschäft treffe unterschiedliche Maßnahmen. Oft müssten Kunden ihre Adresse hinterlassen.
Das sei keine lockere Atmosphäre. Auch Kurzarbeit und die unsichere Lage würden zu der Konsumzurückhaltung beitragen. Dazu komme der Online-Handel, der in der Corona-Zeit stark angezogen habe. „Viele möchten aktuell nicht mit einer Maske in der U-Bahn sitzen oder damit in Geschäften rumlaufen.“Das Online-Shopping sei für die Menschen angenehmer.
Für die vielen Einzelhändler in Hamburg ist das eine wirtschaftliche Katastrophe, waren sie doch schon vor der Krise durch den stetig wachsenden Online-Handel unter Druck. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch mal erheblich verschärft.
Doch trotz der größtenteils leeren Straßen und schlechten Aussichten hat die Geschäftsführerin
Hoffnung: „Am letzten Sonnabend hatten wir den Eindruck, dass die Kauflaune wieder ein wenig anzog.“Doch Nolte macht auch klar: „Von Normalität sind wir noch weit entfernt.“
Die unsichere Lage ist auch für Brigitte Engler, Geschäftsführerin vom City Management Hamburg, ein wichtiger Punkt für das derzeitige Konsumverhalten in der Hamburger Innenstadt. Zwar sei die Umsatzleistung im Vergleich zu den Vorwochen leicht gestiegen, jedoch sei es nach wie vor extrem ruhig. Nur in Einkaufsquartieren, in denen mehr Menschen leben, wie beispielsweise an der Osterstraße in Eimsbüttel oder am Tibarg in Niendorf, sei mehr los.
„Die Innenstadt lebt mehr vom Tagestourismus und von den Menschen, die hier arbeiten.“Fehlende Touristen, Kurzarbeit und Homeoffice würden auch zu der Lage beitragen. Das Konsumverhalten sei zudem nach wie vor schlecht. Das werde vor allem bei der Mode sichtbar: „Es gibt einfach aktuell keine Anlässe für neue Kleidung. Menschen machen sich Sorgen. Sie wissen nicht, wie die Lage in drei Monaten ist.“In solchen
Zeiten halte man das Geld auch eher zusammen.
Sie habe aber die Hoffnung, dass sich die Lage wieder etwas entspannt, wenn sich durch weitere Lockerungen die Hotels langsam wieder füllen und mehr Menschen in die Stadt kommen, „weil sie erkennen, wie schön Hamburg ist“. Das hänge natürlich auch mit dem Infektions-Geschehen zusammen. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen sei aber beim Konsumverhalten ein Trend spürbar: „Die Tendenz geht langsam wieder nach oben.“
Die Menschen machen sich Sorgen. Sie wissen nicht, wie die Lage in drei Monaten ist. Brigitte Engler