Hamburger Morgenpost

So gut ist unser Mineralwas­ser

100 Produkte wurden unter die Lupe genommen – nicht immer gab’s gute Noten

- Von JULIAN KÖNIG

Frankfurt/Main - Ein Erwachsene­r soll etwa 2,5 Liter pro Tag trinken. Doch gerade bei Mineralwas­ser gibt es qualitativ­e Unterschie­de. Die Fachzeitsc­hrift „ÖkoTest“hat jetzt 100 „Medium“–Mineralwäs­ser (Ausgabe Juni 2020) in ganz Deutschlan­d unter die Lupe genommen. Etwa die Hälfte bekam dabei die Bewertung „sehr gut“. So wirklich glücklich schienen die Tester am Ende aber nicht zu sein.

Damit Wasser als Mineralwas­ser verkauft werden darf, muss es in Deutschlan­d aus unterirdis­chen Quellen stammen. Dabei versickert Regenwasse­r durch verschiede­ne Erdund Gesteinssc­hichten, nimmt Mineralien auf, gilt dadurch als besonders reichhalti­g und wichtig für eine gesunde Ernährung.

In Deutschlan­d gibt es laut „Öko-Test“mehr als 800 anerkannte Mineralque­llen und mehr als 500 verschiede­ne Anbieter von Mineralwas­ser. Ein Teil davon wurde nun unter die Lupe genommen – mit sehr unterschie­dlichen Ergebnisse­n.

51 Mineralwäs­ser bekamen die Bestnote, in 18 Quellen wurden Schadstoff­e entdeckt, vier Test-Wasser fielen krachend durch.

„Öko-Test“beauftragt­e ein Labor mit der Untersuchu­ng der Wasserprob­en. Dabei wurden unter anderem in 15 (!) Quellen Abbauprodu­kte von Pestiziden gefunden, also von Menschen gemachte Verunreini­gungen. Die Bewertung der Tester: „Von diesen geht zwar keine Gesundheit­sgefahr aus – aber mit der ursprüngli­chen Reinheit ist es unserer Meinung nach damit vorbei.“

Auch wurden teilweise erhöhte Uran-, Bor- oder Nitratwert­e festgestel­lt, in fünf Mineralwäs­sern künstliche Süßstoffe gemessen. Die Tester vermuten, dass diese möglicherw­eise durch mangelnde Reinigung der Flaschen in das Wasser gelangt sein könnten.

Am härtesten gingen die Tester mit dem Wasser von „Apollinari­s“ins Gericht. Es enthalte mehr Bor, ein Halbmetall, das auf der Liste der „besorgnise­rregenden Stoffe“ist, als in Trinkwasse­r erlaubt sei, so „Öko-Test“. Das Mineralwas­ser, das vom CocaCola-Konzern vertrieben wird, bekam die schlechtes­te aller Noten.

Ebenfalls keine Empfehlung bekamen: Naturpark Quelle Medium (stark erhöhter Uran-Wert), Anhaltiner Bergquelle (leicht erhöhter Uran-Wert, Pestizid-Abbauprodu­kte) und Brohler (erhöhter BorWert, Pestizid-Abbauprodu­kte, Süßstoffe).

Die Tester bemängelte­n auch, dass nicht alle Mineralwäs­ser, die für die Zubereitun­g von Babynahrun­g ausgelobt sind, bedenken

los seien. So habe Bad Kissinger Medium einen „erhöhten“Nitratwert, so „Öko-Test“. Das Urteil: „Es schöpft den für diese Wässer geltenden Grenzwert zu mehr als der Hälfte aus.“Bei Säuglingen könne Nitrat vor allem in den ersten sechs Lebensmona­ten gefährlich werden.

Die Tester empfehlen den Verbrauche­rn, vor allem auf regionale Wasser zu setzen, um unnötige Lieferwege zu vermeiden. Für uns Nordlichte­r kein Problem, denn „sehr gut“getestete Mineralwäs­ser gibt es da einige. Darunter: Vilsa Brunnen aus Niedersach­sen oder Wittenseer Flaute und Bismarck Brunnen aus SchleswigH­olstein.

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Wasser ist nicht gleich Wasser: Bei der Kaufentsch­eidung spielt oftmals auch die Verpackung eine Rolle.
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