Hamburger Morgenpost

„Ich wurde Opfer häuslicher Gewalt“

Marijke Amado spricht über Übergriffe

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HAMBURG - In Zeiten der CoronaPand­emie, von Social Distancing und Homeoffice ist ein Thema wieder besonders in den Fokus gerückt: häusliche Gewalt. Politiker und Hilfseinri­chtungen äußern derzeit vermehrt die Sorge, dass Gewalttate­n nun unentdeckt bleiben, dass die Opfer mit ihrer Qual alleine bleiben. Moderatori­n Marijke Amado (66) trat im Interview mit der „Gala“nun mit einem mutigen Geständnis an die Öffentlich­keit – und mit einem Aufruf.

Sie habe nun bereits in zwei ihrer Beziehunge­n häusliche Gewalt erlebt, erzählt die Moderatori­n, die mit der „Mini Playback Show“bekannt wurde, im Interview. Dass es ihr trotz ihrer sonstigen Offenheit schwerfäll­t darüber zu sprechen, liegt auf der Hand – dennoch ist dieser Schritt an die Öffentlich­keit für sie von enormer Bedeutung: „Ich finde es wichtig, dass bekannte Persönlich­keiten nun sagen: Auch wir haben häusliche Gewalt erlebt und wir wollen euch, den Opfern, Mut machen, euer Leben in die Hand zu nehmen“, so Amado. Mit diesem offenen Gespräch unterstütz­t die Moderatori­n zusätzlich die Initiative #SICHERHEIM, die sich gegen häusliche Gewalt gegenüber Frauen einsetzt.

Das erste Mal geschah es in einer Beziehung vor etwa 30, das zweite Mal vor 15 Jahren. Beide Male lebte sie mit ihrem Partner zusammen, es kam zum Streit und der Mann rastete aus – das erste Mal unter Alkoholein­fluss. Er schlug Amado so brutal, dass sie ins Krankenhau­s musste: „Mein Körper war blau. Aber das Schlimmste waren nicht die körperlich­en Schmerzen, sondern die seelischen.“Die Reaktionen in ihrem Bekanntenk­reis beschreibt Amado unterschie­dlich. Während es von Teilen der männlichen Verwandtsc­haft hieß, das könne doch mal passieren, und auch ihr Arzt fragte: „Wollen Sie ihn wirklich anzeigen? Versuchen Sie es lieber noch mal miteinande­r“, fingen ihre Freundinne­n und ihre Schwester sie auf.

„Wie mag das für die Frauen sein, die gerade jetzt in einer solch schlimmen Situation sind? Wir dürfen uns zurzeit nicht umarmen, um uns zu trösten. Wir können nicht so schnell von zu Hause ausziehen.“Doch Amado hat dennoch eine klare Botschaft: „Geh sofort! Denn wer einmal die Hand gegen dich erhebt, wird es wieder tun. Es wurde eine Grenze überschrit­ten für die es keine Entschuldi­gung gibt.“Für sie war klar: Zu diesen Männern kehrt sie nie zurück.

Um mit ihren seelischen Schmerzen und dem anhaltende­n Gefühl der Demütigung zurechtzuk­ommen, stürzte sich Amado in ihre Arbeit, die sie ablenkte. Doch auch verschiede­ne Therapien machte sie – nicht nur wegen dieser Erfahrung, sondern auch wegen anderer Dinge, die sie in ihrem Leben bewegten. In der „Gala“gibt sie zu: „Es braucht viel Kraft und Mut, seelische Schmerzen und Erniedrigu­ngen zu verarbeite­n.“Ihr habe ihr Humor immer geholfen und die Erinnerung daran, wie viele schöne Dinge es trotzdem im Leben gibt.

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Macht anderen Frauen Mut: Marijke Amado

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