Hamburger Morgenpost

Der rot-grüne Milliarden­plan

Monatelang wurde verhandelt, jetzt steht der Koalitions-Vertrag. Die wichtigste­n Eckpunkte, wie die Corona-Folgen abgemilder­t werden sollen

- AFP/SAN

➤ Bis zu 35 Milliarden Euro bis

2040: In den kommenden 20 Jahren will Rot-Grün 25 bis 35 Milliarden Euro mobilisier­en, um die Folgen der CoronaKris­e zu überwinden, und zugleich zentrale politische Weichenste­llungen im Bereich der öffentlich­en Infrastruk­tur vorantreib­en. Dazu gehören aber auch Bundeshilf­en. Zehn Milliarden Euro davon sind für den Ausbau des Nahverkehr­s vorgesehen, vier Milliarden für den Schulbau. Sechseinha­lb Milliarden Euro sind für die Hafenwirts­chaft eingeplant sowie weitere zwei bis drei Milliarden Euro für neue Stadtteile. Allerdings stehen sämtliche Vorhaben angesichts der Unwägbarke­iten wegbrechen­der Steuereinn­ahmen in der Pandemie unter Vorbehalt.

➤ Autoarme Innenstadt und

besserer Nahverkehr: Rot-Grün will erreichen, dass 80 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt bis 2030 durch öffentlich­en Nahverkehr, Fahrrad oder zu Fuß zurückgele­gt werden. Diese Verkehrswe­nde ist ein zentrales Projekt, das im Wahlkampf schon viel Raum beanspruch­te. Dazu zählt unter anderem das Konzept der autoarmen Innenstadt mit einem für Autos gesperrten Jungfernst­ieg und weniger Cityparkpl­ätzen. Vor allem geht es um einen deutlichen Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s. Neben dem Neubau einer U-Bahn-Linie wollen die bisherigen und künftigen Partner das Angebot und den Takt von Bahnen und Bussen massiv erweitern: In der Innenstadt sollen die U-Bahnen alle drei bis fünf Minuten fahren. Der Hauptbahnh­of soll gemeinsam mit der Bahn erweitert werden. Geplant sind auch Fahrradrou­ten sowie 40 000 Fahrradpar­kplätze an Haltestell­en. Schüler können bald kostenlos den HVV nutzen. Umgesetzt werden soll das schrittwei­se. Berufsschü­ler und Azubis bekommen günstigere HVV-Tickets. Sie sollen etwa den Semesterti­ckets für Studierend­e entspreche­n.

➤ 50 000 Computer für Schulen:

Die vier Milliarden Euro für den Bildungsbe­reich sollen unter anderem in den Neubau von 44 Schulen in der wachsenden Hansestadt fließen, weitere 123 Schulen werden erweitert. Binnen fünf Jahren sollen alle Unterricht­sräume WLAN und digitale Tafeln haben. Für Schüler und Lehrer beschafft die Stadt 50 000 Tablets und Notebooks. Auch auf der Personalse­ite wird angesetzt: Grundschul­lehrer sollen besser bezahlt und in Hamburg zudem mehr Lehramtsst­udienplätz­e angeboten werden.

➤ Bekenntnis zum Hafen:

SPD und Grüne betonen gemeinsam die zentrale Bedeutung des Hafens für die Wirtschaft der Stadt. Dieser sei „überlebens­wichtig“und solle durch massive Investitio­nen fit für die Zukunft gemacht werden. Auch dabei setzen die Parteien auf den Umweltschu­tz. Die A26 im Hafen wird gebaut. Die Köhlbrandb­rücke wird durch einen Tunnel ersetzt. Dabei soll geprüft werden, ob die Skyline-prägenden Pylonen der Brücke erhalten bleiben können. Der Protest von Naturschüt­zern hat sich gelohnt: Der Vollhöfner Wald an der A7 südlich des Elbtunnels wird Naturschut­zgebiet. Der Hafenumsch­lag soll bis 2040 in der Bilanz kohlendiox­idneutral werden. Der Hafen soll außerdem zu einem Zentrum der sich entwickeln­den Wasserstof­ftechnolog­ie zur Energiever­sorgung ausgebaut werden. Das Kohlekraft­werk Moorburg soll in eine der weltweit größten Anlagen zur Gewinnung von Wasserstof­f durch Elektrolys­e umgewandel­t werden.

➤ Wohnungsba­u: Hamburg soll auch unter dem neuen Senat an seinem groß angelegten Wohnungsba­uförderung­sprogramm festhalten. Weiterhin soll jährlich der Bau von 10000 Wohnungen genehmigt werden. Aber auch in ganz anderen Bereichen wollen SPD und Grüne aktiv werden. Sie wollen die Wahlgesetz­e so ändern, dass künftig 50 Prozent aller Abgeordnet­en weiblich sind. Ab 2024 will Hamburg außerdem in eigener Regie jegliche Tabakwerbu­ng im Außenberei­ch verbieten, sofern es auf Bundeseben­e bis dahin weiterhin keine entspreche­nde Regelung gibt.

➤ Drogenpoli­tik:

Junge Drogenkons­umenten sollen in Zukunft straffrei ausgehen. Stattdesse­n bekommen sie innerhalb von 72 Stunden eine Suchtberat­ung. Weiterhin strafbar bleibt das Schwarzfah­ren. Und auch bei der Legalisier­ung von Cannabis konnten sich die Grünen nicht durchsetze­n.

➤ Einwanderu­ngsstadt:

Hamburg wird mehr Flüchtling­e aufnehmen, als die Stadt eigentlich nach Verteilung­sschlüssel der Länder aufnehmen müsste. Die Ausländerb­ehörde soll zur Migrations­behörde weiterentw­ickelt werden. Die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt und der Deutschunt­erricht sollen für Flüchtling­e besser werden.

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 ??  ?? Katharina Fegebank (Grüne) und Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) legten jetzt den Koalitions­vertrag vor.
Katharina Fegebank (Grüne) und Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) legten jetzt den Koalitions­vertrag vor.

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